Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/184

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sie wohnten freiwillig in dieser und konnten sie jederzeit wieder aufgeben.

Die Samnung als solche besaß Vermögen und lebte aus ihm, aus Geschenken und Jahrzeitgeldern. Vielleicht auch aus dem Ertrage von Arbeit der Schwestern. Diese aßen das im „gemeinen Hafen“ gekochte „gemeine Mus“, das an Jahrzeittagen durch gestiftete Zugaben (Fische Wein usw.) verbessert sein konnte.

Untergebracht wurden die Samnungen wohl einfach in schon bestehenden Häusern. Wir vernehmen nichts von speziellen Bauten für solche Zwecke, und die einzige Kennzeichnung war das Kreuz am Eingange. Auch scheint nirgends eine Kapelle gewesen zu sein. Als Johann von Braunschweig in einem dieser Gotteshäuser die Messe zelebrierte, mußte er sich eines Tragaltars bedienen. Nur vom ewigen Licht ist da und dort in Konventen die Rede als ihrem einzigen Kultzentrum; bei ihm versammelten sich die Frauen zur Andacht, zum Gottesdienst, zur Begehung von Jahrzeiten. Die in Dechans Haus wohnenden Schwestern sollten vor dem Imbis die Kirche besuchen, nach dem Essen ein Schweigen halten mindestens eine Stunde lang und dazwischen ihre Vigilien sprechen zum Seelenheile der Stifterin.

Aber neben diesen Samnungen haben wir immer noch zahlreiche einzelne, für sich lebende Beginen oder Schwestern vor uns; von ihrem Dasein, ihren Pflichten und ihren Leistungen vernehmen wir begreiflicherweise kaum etwas; wir hören nur ihre Namen.

Dies Alles ist in den meisten Fällen ununterscheidbares Tertiarier- oder Beginenwesen. Es gewinnt zum Teil eine bestimmte Richtung und zugleich eine allgemeine Bedeutung durch Zusammenhänge mit Orden. Ein solcher zeigt sich z. B. in dem Amten des Karthäusers Johann von Braunschweig als Visitators einer Beginensamnung. Weit hierüber hinaus dominieren die Beziehungen zu den beiden Mendikantenorden. Aber auch bei ihnen handelt es sich, wenigstens in der Sprache der Urkunden, sowohl um Beginen als um Angehörige der Dritten Orden.

Am stärksten belebt war die den Franziskanern aggregierte Gruppe, zu der folgende Regelhäuser gehörten: die schon im XIII. Jahrhundert gegründete große Samnung am Rindermarkt; der Goldschmiedin Haus ebenda, vor 1329 durch Bruder Johann den Goldschmied und Schwester Anna die Goldschmiedin gestiftet; das Haus Heitwiler an der Streitgasse, 1302 durch das Klarissenkloster Alsbach gestiftet; Iselins Haus an der Weißengasse; das alte Spital, das Haus Kienberg und Krafts Hof am St. Leonhardsberg; der Gisinbetterin Haus und das Haus Beuggen an den Steinen;

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 705. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/184&oldid=- (Version vom 4.8.2020)