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weiblichen Wesens zur Geltung brachten. Als 1374 ein Jude, der am Galgen hing, Christ werden wollte, liefen mit den Pfaffen die Beginen hinaus und hüteten seiner, bis es zur Taufe kam.

Wie rasch solches Wesen ordinäre Züge annehmen konnte, liegt auf der Hand; dazu kommt die Vorstellung von der Schutzlosigkeit der vereinzelten Frauen. Der Ackermeister des Gnadentals hat 1373 eine arme Begine übel geschlagen und ihr eine Rippe entzwei gestoßen; 1369 zieht die von Langenau eine Begine, die taub ist, sowie andere Töchter mit Gewalt in ihr Haus und gibt sie hier Männern preis.

Das Zusammentreten in Konventen oder Samnungen erschien daher als Sicherung der Einzelnen und zugleich des ganzen Standes. Wie solche Gemeinschaften sich aus der Isoliertheit heraus bildeten, ist gut zu beobachten. Kleine lose Gruppen von Frauen begegnen uns vielfach: 1329 die Konversen Margred von Ellerbach und Lucky von Mainz, 1403 die Konversen Metzi und Greda Biererin usw. Die beiden Schwesternvereine 1331, der eine aus drei bürgerlichen oder bäuerlichen, der andere aus vier adligen Frauen bestehend, von denen jener diesem sein ganzes Vermögen durch Gott schenkte, könnten schon organisierte Samnungen sein. Solche wurden geradezu durch einzelne wohlhabende Konversen gestiftet: der Goldschmiedin Haus, der Harerin Haus, der Bischoffin Haus. Andre Häuser waren Stiftungen von Bürgern wie Relin Schuler usw.

Diese einzelnen Konvente waren an Größe verschieden. Die St. Ulrichssamnung in der Äschenvorstadt wurde für sieben Schwestern gestiftet; sonst war meist die apostolische Zwölfzahl vorgesehen; Schulers Haus sollte einunddreißig Schwestern dienen; die Samnung am Rindermarkt hieß stets die große Samnung und enthielt 1335 und 1399 mehr als zwanzig Schwestern; unter dem Basler Hause mit achtzig Schwestern, das 1331 von einer Bürgerin von St. Ursanne ein Legat erhielt, ist jedenfalls an dieses älteste und bedeutendste aller Regelhäuser zu denken.

Jedes Haus stand unter der Leitung einer von den Schwestern selbst gewählten Meisterin – in einigen dem Predigerorden affiliierten Konventen auch Martha geheißen –, der zuweilen ein Kollegium von Ratschwestern zur Seite stand.

In der Regel, wenigstens später, waren zur Aufsicht über das Haus und zur Unterstützung der Schwestern bei Geschäften weltliche Pfleger bestellt, wahrscheinlich durch den Rat der Stadt.

Nirgends herrschten Gelübde; aber die Frauen versprachen Gehorsam und Keuschheit für die Zeit ihres Verbleibens in der Gemeinschaft.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 704. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/183&oldid=- (Version vom 4.8.2020)