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Mathias von Neuenburg 1327 an eine lange Reihe gelehrter Männer, aus der Zweie besonders hervortreten: der Magister Benedikt von Scherzingen 1374 und der „Jurist von Basel“ Mathis von Trier 1374—1394.

Das dauernde Vorhandensein einer solchen copia jurisperitorum läßt auch jene Verfügung des Konstanzer Bischofs 1375 verstehen, wonach von delegierten Richtern Prozesse nur an solchen Orten geführt werden sollen, wo jeder Partei zum mindesten ein rechtskundiger Anwalt zur Seite stehe, und als welche Orte in der großen Diözese Konstanz einzig Kleinbasel und Zürich anzusehen seien; das erstgenannte Städtchen hatte die offenbar berühmten Juristen der Basler Kurie in nächster Nähe.

Aber das Beachtenswerte ist, daß in eben dieser Zeit neben den geistlichen Juristen nun auch weltliche immer zahlreicher vortreten und Ansehen gewinnen. Wie der Straßburger Rat 1413 den Basler in einer Asylfrage konsultiert, begründet er dies damit, daß Basel „gelerte wise lüte, weltlich juristen und leyen“ bei sich habe, die zu solchen Sachen wohl raten können.

Auch bei der Heilkunde begegnen wir zunächst der Kirche. Der Petersstiftsherr Johann von Rheinfelden 1320 war ein Arzt, und den Predigermönchen mußte wiederholt das Praktizieren, namentlich mit Abführmitteln, untersagt werden. Noch Christoph von Utenheim wollte Geistliche weder Chirurgie noch Medizin treiben sehen.

Aber schon frühe traten auf diesem Gebiete die Laien das Erbe der Kirche an, und diese hatte sich dabei ihnen gegenüber für ganz andre Rechte zu wehren; sie mußte wiederholt verlangen, daß zum Kranken zuerst der Arzt der Seele, der Beichtvater, gerufen werde und erst nach diesem der profane Arzt.

Vorweg nennen wir die jüdischen Heilkünstler: Josset 1370 f., Gutleben 1378 f., Abraham 1392, Moses 1397. Nur der Besitz eigenartiger Kenntnisse und Fertigkeiten, die zudem der Schimmer des wunderreichen Ostens und einer heiligen Vorzeit umgab, konnte ein solches Verhältnis möglich machen, bei dem der Gehaßte und der Verfolgte der Arzt seiner Hasser und seiner Verfolger war.

Mit der ganzen Judensache ging aber auch die jüdische Arznei dahin, und rasch traten die christlichen Laienärzte in Mengen auf: Symunt 1316, Peter Gilie 1361 f., Burkard Hagen von Stocka 1361, dann Hans Lüpolt 1393, Meister Balthasar 1410, usw. bis zu Peter Ruprecht 1529. Außerdem zahlreiche Ausländer: Heinrich von Piacenza 1308 , Wilhelm Atz von

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 544. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/23&oldid=- (Version vom 4.8.2020)