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Was Sakristei hieß, diente verschiedenen Zwecken. Bei St. Peter z. B. auch als Sitzungsraum des Kapitels. Sonst zu Aufbewahrung der Gewänder und Geräte, als Ankleideraum Schatzkammer Archivkammer. Von den zwei durch Propst Ner 1459 erbauten Gewölben bei St. Peter wurde das untere als armarium bestimmt, das obere als vestibulum, in dem aber auch Urkunden und Kleinodien verwahrt werden sollten. Die beiden Kammern lagen übereinander an der Nordseite des Chores, ihnen gegenüber an der Südseite die später errichtete, zu ähnlichen Zwecken bestimmte Treßkammer. Daß diese als Raum von Bedeutung galt und viel gebraucht wurde, verrät ihr ungewöhnlich reicher malerischer Schmuck. Die Sakristei der Prediger hatte eine das Kreuzgewölbe tragende, freistehende Säule mit zierlichem Kapitäl und in einer der Fensternischen eine Piscine mit laufendem Wasser. Sonst lernen wir die Ausstattung der Sakristeien fast nur aus den Inventarien kennen; das schönste Erhaltene ist wohl der große Prachtschrank der Münstersakristei von 1518.


Vom Bau und vom Aussehen der zahlreichen isolierten Kapellen wissen wir wenig. Die Elendenkreuzkapelle vor dem Riehentor wurde 1403, die St. Annakapelle vor dem Bläsitor 1407 gebaut, letztere 1493 umgebaut. Auch der Bau der Brückenkapelle 1478, der ebenfalls auf städtische Kosten geschah, ersetzte ein früheres, aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts stammendes Gebäude. 1516 kam es zum Abbruch der alten und zum Bau einer neuen größern St. Elisabethenkapelle, zufolge Vermächtnis des Hieronymus Bär. In der Geschichte der Ausstattung dieser Kapellen ist das am meisten Charakteristische die Anhäufung kostbaren Gerätes und Bildwerkes sowie ungewöhnlich zahlreicher Reliquien in der Krämerkapelle zu St. Andreas; das kunsthistorisch Wichtigste aber wohl die Dekoration der Elendenkreuzkapelle vor dem Riehentor, die 1418 durch den Maler Hans Tiefental auf Befehl des Rates geschah und zwar, wie der Rat ausdrücklich vorschrieb, nach einem Muster in der Karthause von Dijon. Auch die bei der Heiligkreuzkapelle vor dem Spalentor 1487 aufgestellte Kreuzigungsgruppe aus gebranntem Ton ist von Interesse. 1494 erhielt die St. Johannskapelle auf Burg ihr großes Wandgemälde des Jüngsten Gerichtes, auf Bestellung des Johann Bergman von Olpe als Kämmerers der Bruderschaft.


Die Anlage der Klöster geschah nach einem allgemeinen Schema. Die Verbindung des Lebens in der Klausur mit einer Kirche und einem Kirchhof, die beide auch den Laien zugänglich sein sollten, und mit Einrichtungen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 760. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/239&oldid=- (Version vom 4.8.2020)