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Auch die Kapellen des Münsterkreuzganges mögen hier Erwähnung finden: die reichausgemalte Nicolauskapelle, die 1467 f. an Stelle eines ältern Baus errichtete Katharinenkapelle, die Maria Magdalenenkapelle; die beiden erstgenannten wurden mit Obergeschossen gebaut, die über der Nicolauskapelle den Sitzungssaal des Domkapitels, über der Katharinenkapelle eine Sakristei aufnahmen.


Unter diesen belebten Kirchenräumen öffneten sich da und dort in der Tiefe die Krypten: Orte der ernstesten Andacht und für Viele des Geheimnisses. Sie wiesen zurück auf frühe Zeiten, da man Altäre gern über einem Märtyrergrab errichtet, dann die Gruft zu einem Oratorium ausgebaut hatte. Solche Krypten haben sich erhalten unter den Chören des Münsters und von St. Leonhard; St. Peter hatte gleichfalls eine Krypta. Diejenige zu St. Leonhard war schon in romanischer Zeit erweitert, diejenige des Münsters ebendamals durch Einbau in die Vierung vergrößert und bis an die Grenze des Langhauses geführt worden, wodurch ein Raum von überraschender Weite entstand. Aber auch St. Oswald hatte eine Krypta, und von einem Raume dieser Art unter der ältern Katharinenkapelle beim Münster ist wiederholt die Rede. Die Altäre, die sich in diesen Krypten erhoben, machten sie zu eigentlichen Unterkirchen; Lampen erhellten sie; zu St. Leonhard konnte in der Tiefe ein Heiliges Grab verehrt werden; in der Krypta des Münsters schmückten Gemälde die Wände und Gewölbefelder. Die ganze Ausstattung, namentlich auch die Verwendung für Beerdigungen und die Stiftung von Seelenmessen an den Altären zeigen uns, wie sehr die ungewöhnliche Weihe dieser Räume empfunden wurde. Neben der Devotion wirkte hier eine eigenartig erregte Phantasie.


Zu nennen bleiben noch die Sakristeien.

Sie lagen stets beim Chor und waren direkt mit ihm verbunden; nur beim Münster machten die größeren Verhältnisse die Situation und Verbindung umständlicher. So unentbehrlich die Sakristeien aber zu sein scheinen, entstanden sie doch nicht überall zugleich mit dem Chore. Das Steinenkloster z. B. behalf sich jahrhundertelang ohne Sakristei und baute sie erst im Jahre 1505. Der Bau der Sakristei im Klingental 1441 f., die Wölbung der Sakristei zu St. Martin 1451, der Bau zweier Sakristeien zu St. Peter 1459 und einer neuen Sakristei beim Münster 1467 deuten wenigstens auf ein Wachsen der Bedürfnisse. Bei den Stiftern bestanden mehrere Sakristeien und wurden unter Chorherren und Kaplänen geteilt.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 759. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/238&oldid=- (Version vom 4.8.2020)