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Badstuben werden mehrfach erwähnt. 1503 finden wir im Predigerkloster einen Kerker zur Bestrafung von Brüdern, in der Karthause sogar ihrer zweie; auch das Klingental besah ein Haftlokal, und die der Brandstiftung beschuldigte Nonne Amalia von Mülinen starb in ihm Hungers. Auch von den Abtritten ist gelegentlich die Rede; jede der Karthäuserzellen hatte ihren eigenen. 1477 bauten die Prediger, die sich früher mit einem Abtritturm auf ihrer Liegenschaft beholfen hatten, eine Leitung durch den Stadtgraben in den Rhein.

Charakteristisch für die Klosteranlagen war, daß dies ganze Wohnwesen von Kirchlichkeit umgeben und allenthalben Gelegenheit zu Zeremonie und Anbetung geboten war. Im Kapitelsaale der Karthause stand ein Altar, auf dem Gange des Predigerdormenters ein für Kniebeugungen und Gebete mit Ablaß begabtes Bild der hl. Jungfrau.

Charakteristisch auch die Anwendung des Klausurgrundsatzes im Baulichen. Da das Kloster auf Kirchenbesuch und Begräbnis von Laien nicht verzichten wollte und auf persönlichen Verkehr der Einzelnen, auf Gastlichkeit, auf Geschäfte und Vermögensverwaltung, auf Annahme von Pfründern usw. nicht verzichten konnte, so ergab sich ein Nebeneinander von Klausurgebiet claustrum emunitas und äußerm, gleichsam profanem Klosterbezirk.

Zwischen den beiden Bereichen liefen Hofmauern oder Gebäudefronten, die septa monasterii mit den portae conventuales, hinter denen im Klostergebiet für Unerfahrene alle Herrlichkeiten und Heimlichkeiten lagen. Auf dieser Grenze befanden sich in den Weiberklöstern neben dem Tore das Rad oder die Winde, an einer andern Stelle das Redfenster, jenes für Hinaus- und Hineingeben von Gegenständen, dieses für mündlichen Verkehr bestimmt.

Aber schon im äußern Bezirke begann für Stadt und Welt das Klostergebiet. Es hatte seine Mauer und seine Eingänge und neben diesen die Stube oder Wohnung des Pförtners. Beim Klingental wurden das „obere“ und das „nidere tor“ unterschieden; jenes, am Teiche bei der Drachenmühle stehend, war mit einem Gemälde der hl. Jungfrau, der Euphrosyne und der Ursula geschmückt; das niedere Tor stand bei der Ziegelmühle (Untere Rheingasse 19) an der Einmündung des Klingentalgäßleins. Auch über dem 1503 erbauten Portal der Karthause war ein Gemälde mit Heiligenbildern zu sehen, und beim Tore des Steinenklosters stand das 1410 errichtete „gloghüslin“.

In diesem äußern Bezirke war der Zugang zur Laienkirche und lag der Laienkirchhof, befanden sich allerhand Nebengebäude, war der Wirtschaftshof.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 764. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/243&oldid=- (Version vom 4.8.2020)