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Wer mit dem Kloster irgendwie zu tun hatte, ging hier zum Redfenster oder zum Rade. Hier im neutralen Gebiete traf man sich, fanden Verhandlungen und Konferenzen statt. Hier verteilte das Kloster seine Spenden, schenkte Klingental Wein aus, tagte das Propstgericht von St. Alban. Die Köstlacher Bauern, die dem Steinenkloster ihren Zins brachten, fanden hier Herberge und Stallung; im Hofe des Klingentals hatten 1473 Herren aus dem Gefolge des Kaisers Quartier; auf dem Atrium der Barfüßer fand der städtische Markt statt, bis er ihnen 1410 genommen wurde. Mit aller Mannigfaltigkeit des Lebens zeigen uns Urkunden und Inventare die Lokalitäten: Speicher jeder Art, Stuben und Kammern, Ställe, Gesindeküche, Backofen und Waschhaus; das Steinenkloster hatte hier in früherer Zeit auch eine Mühle, und in den Höfen andrer Klöster finden wir die Bäckerei, die Weberei, die Schusterei, die Herrenstube (für die Kapläne), die Bauernkammer, die Keller, die Trotte, das Mehlhaus usw. Hier befand sich auch die Scherstube und befanden sich überdies das Siechenhaus sowie bei Weiberklöstern das Wohnhaus des Beichtvaters. Dasjenige des Steinenklosters, aus einem Geschenke der Frau Zibol gebaut, lag am Steinenberg und wurde später Pfarrhaus zu St. Elisabethen; dasjenige des Klingentals lag am Rheine beim untern Klostertor und wurde später Amtswohnung des Kleinbasler Stadtschreibers, 1803 Amtswohnung des Appellationsgerichtsschreibers, 1859 Pfarrhaus (Klingental No. 13).

Endlich die offenen, aber immer noch im Klosterbezirk gelegenen Flächen: die Gemüsegärten; der Rebacker am Abhange hinter dem Steinenkloster; aber auch Blumenbeete und schattige Gänge wie der „innere“ und der „hintere lustgarten“ der Prediger an der Lottergasse, große reichangebaute Flächen, deren Schönheit noch Beatus Rhenanus rühmte. Wo Gelegenheit war, leiteten die Klosterleute Wasser in diese Gärten, freuten sich an seinem Spiel und bauten Fischteiche, die der städtische Ersatz sein mußten für die kühlen klaren Forellenbäche von Klöstern wie Schöntal und Beinwil. So hatten die Klingentalerinnen ihr „Nonnenbächlein“, das aus dem Teiche kam und um Kirche und Konventshaus in den Rhein floß; Ähnliches fand sich bei St. Klara und dem Steinenkloster; zu St. Alban lag hinter dem Chore der Klostergarten mit einem durch Propst Löwlin angelegten großen Weiher.


Stiftswohnungen der alten ursprünglichen Art fanden sich in der uns beschäftigenden Zeit schon lange nicht mehr. Kein Mensch in diesen Kapiteln dachte an vita communis; statt ihrer galt durchweg die lockere

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 765. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/244&oldid=- (Version vom 4.8.2020)