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Zusammenordnung einzelner Häuser, die wir bei Betrachtung der Stifter Dom und St. Peter wahrgenommen haben. Aber auch bei ihnen erinnerten die Kreuzgänge noch an die frühere Zeit.

Kreuzgänge bestanden nur bei Klöstern und Stiftern, nicht bei Pfarrkirchen. Sie waren die Verbindung jener mit den zugehörigen Chören. Nicht als einzelner kurzer Gang, sondern als Viereck, dessen eine Seite sich an die Kirche legte. Meist als vorgebaute Halle, seltener als überbautes Erdgeschoß.

Die Karthause besaß die in den Häusern dieses Ordens übliche Zweizahl von Kreuzgängen; auch die Barfüßer und das Domstift besaßen ihrer zweie. Der ausgedehnteste der Klosterkreuzgänge scheint der größere der Barfüßer gewesen zu sein; er öffnete sich in achtzig Bogenfenstern.

Der Kreuzgang war der Raum, der den Klosterbewohnern die Bewegung in freier Luft auch innerhalb der Klausur ermöglichte. Er war Wandelgang für Kontemplation und Gespräch. Ausnahmsweise konnte er auch als Ort von Geschäften und Gerichtsverhandlungen dienen. Er war aber auch Begräbnisplatz. Er war ein geweihter Ort und die feierlichste Bahn für Prozessionen.

Er war aber nicht unentbehrlich. Daher auch der Bau mehrerer Kreuzgänge auffallend spät geschah: im Klingental von 1437 an, ungefähr zur selben Zeit in der Karthaus und im Steinenkloster; zum Bau des letztern stiftete die Witwe Zibol die steinernen Säulen und den Bodenbelag. Beim Münster bestand ein Kreuzgang schon in früher Zeit; neugebaut wurde er vor der Mitte des XIV. Jahrhunderts, wieder aufgerichtet und erweitert seit den 1420er Jahren, vollendet 1488.

Wie schlicht die bauliche Anlage meist war, mit einfachen wenig verzierten Öffnungen, unverkleidetem Sparrenwerke des Daches usw., zeigen z. B. noch Abbildungen der Kreuzgänge der Augustiner, der Prediger, zu St. Alban. Nur im Münsterkreuzgange war all dies Architektonische auf reiche Weise durchgebildet und in der prächtigen vielgestalteten Weite dieses Raumes zu höchster Wirkung gesteigert. Hier fanden sich auch die meisten Altäre und jedenfalls der kostbarste bunteste Schmuck an Schnitzfiguren und Malereien. Eine große plastische Gruppe, die Geburt Christi darstellend, rief hier zur Andacht, und der an der Westseite der großen Mittelhalle stehende Thron des Bischofs zeigte, daß man sich im Hause des Kirchenfürsten befand. Was wir sonst von Ausstattung der Kreuzgänge mit Altären Gemälden Wappenschilden u. dgl. vernehmen, ist das Übliche. Zahllos sind diese Einzelheiten bis zum Weihwasserstein im Karthauskreuzgang, bis

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 766. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/245&oldid=- (Version vom 4.8.2020)