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und zu St. Leonhard, den ärmsten Beginen in den Samnungen am Rindermarkt und zum schwarzen Bären, dem ärmsten Konvers im Bruderhause zu Kreuz je ein Stück Grautuch für einen Rock gegeben werden soll; sein Sohn mehrt später diese Stiftung. Zu dem Allem gehört wie natürlich, daß sein Bruder Münsterkaplan und sein Sohn Pfleger zu St. Martin ist, daß seine Tochter und seine Enkelin Nonnen zu St. Klara sind, daß er 1349 ein Judenkind aus der Vernichtung der Gemeinde rettet, taufen läßt und gleichfalls zur Nonne macht.

Von diesen wenigen Äußerungen, deren jede in ihrer Beweiskraft angezweifelt werden kann, führt uns die Gunst der Überlieferung vor ein einzelnes und reiches Bild religiösen Lebens: in den Kreis der Gottesfreunde.


Der Kampf Ludwigs mit der Kurie ist schon geschildert worden; als wichtiges Ereignis in seinem Verlaufe kann das Gesetz vom 6. August 1338 gelten, wodurch der Kaiser Exkommunikation und Interdikt nicht mehr zu beachten und den Gottesdienst wieder aufzunehmen befahl. Es bewirkte, daß vielerorts in Deutschland der Klerus, der sich nicht fügte, aus den Städten getrieben wurde. So auch der Straßburger Dominikanerkonvent. Dessen Lektor Johannes Tauler war, wie es scheint zusammen mit den Schülern des Provinzialstudiums, schon vorher entwichen und hatte sich nach dem ihm bekannten Basel begeben. Etwas später, im Januar 1339, traf auch Taulers Freund, der Weltpriester Heinrich von Nördlingen, hier ein, den gleichfalls der kaiserliche Erlaß aus der Heimat weggetrieben hatte. Durch das Zusammentreffen dieser beiden Männer wurde Basel für ein Jahrzehnt zum Mittelpunkt einer Gemeinschaft von Freunden der Mystik.

Die eigentümliche Stellung der Stadt in den damaligen Kämpfen ist zu bezeichnen versucht worden. Das Interdikt bestand hier seit Beginn der 1330er Jahre, mit Unterbrechungen, die dem Wechsel der die Stadt leitenden Parteien entsprachen. Auch im Jahre 1338 war die Stadt interdiziert, doch fand das Gesetz Ludwigs keine Ausführung. Der Rat hatte schon bisher die papsttreuen Geistlichen gegen Gewalttätigkeiten geschützt; dem entsprach, daß er auch in der andern Richtung keine Schroffheit duldete; er ließ beide Teile sich ungehindert benehmen.

Wie es Taulern erging, wissen wir nicht. Heinrich von Nördlingen fand zunächst kein „Wesen nach seinem Willen“. Dann aber öffneten sich ihm die Türen. Er erhielt, wohl durch Beschluß des Rates, Wohnung im städtischen Spital und die Erlaubnis, in der Spitalkirche zu predigen. Rasch sammelten sich hier Viele unter seiner Kanzel: „das beste Volk, das in

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 789. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/268&oldid=- (Version vom 4.8.2020)