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Von allen Seiten stürmen in diesen gewaltigen Jahrzehnten die Ereignisse heran. Es sind furchtbare Heimsuchungen durch Hungersnot Pest und Krieg. Das Erdbeben von 1356 bringt dem größten Teile der Stadt Vernichtung. Andre Plagen und Schrecken folgen, bis zu den Katastrophen von Sempach 1386 und Nikopolis 1396, die auch im Kirchlichen ihre Spuren hinterlassen.

Die Judenverfolgungen, die Geißlerfahrten, die Häresieen zeigen daneben das Verzweifeln und Irregehen Vieler; die zu Spendung von Trost und Heil berufene Kirche selbst ist in ihrem Wesen erschüttert, ihr Begriff Vielen fraglich geworden.

Innere Streitigkeiten aller Art zerwühlen sie: der Hader der Orden, die Usurpation pfarrlicher Tätigkeit durch die Mendikanten, das gehässige Zanken von Kirche zu Kloster und von Gemeinde zu Gemeinde um Begräbnis und Begräbnisgelder. Dem Papstschisma von 1328 antworten in Basel die zwiespältigen Bischofswahlen 1309 und 1325, die zwiespältigen Propstwahlen zu St. Leonhard 1371 und im Domstift. Erstaunt und beunruhigt sieht der Laie, wie bei den Bischofswahlen, im Ungeldstreit 1317, in den Kämpfen des Kaisers mit dem Papste Einer wider den Andern innerhalb der Kirche aufsteht.


Vor diesem Hintergrunde zeigt sich uns die Kirche Basels in einigen schärfer beleuchteten Einzelbildern.

Ganz und gar unmönchisch ist draußen zu St. Alban die mächtige Figur des Priors Johann, der nicht nur Rechte und Güter des eigenen Hauses wahrt, sondern vor Allem als bischöflicher Generalvikar 1330 ff. seine Herrscherkraft zeigt.

Anders geartet erweist sich die, nur durch vereinzelte Beziehungen zum Kreise der Gottesfreunde gestörte Behaglichkeit und Fülle des Lebens zu St. Peter. Neben einigen Edeln — Stretlingen Münch Vitztum — nehmen hier die Achtburger dieses Stadtteils die Kanonikate in Anspruch: die Meier von Laufen, die Meier zum Schlüssel, die Münzmeister, die Botscho, die zum Rosen u. A. Welcher Art diese Leute waren und welche Formen auch des äußern Geschäftes sie dem Stifte beizubringen verstanden, zeigen z. B. die zahlreichen Rechnungsbücher oder die prachtvollen Reihen der Prälatensiegel. Als Typus mag Johann Sinz gelten, der von 1342 bis 1362 die Kustorei inne hat; die Titel seiner großen persönlichen Vermögensverwaltung liegen im Stiftsarchiv; auch ist er Vater von vier Töchtern und versorgt

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 792. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/271&oldid=- (Version vom 4.8.2020)