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hohe Bedeutung. Auch bewirkte die eigenartige Stellung namentlich des Weiberklosters in Stadt und Gesellschaft, daß sein Verfall und dann seine Wiederherstellung von allgemeinem Interesse war.

Die Klosterreform erstrebte Einführung der Observanz, Rückkehr zum Zustande der ersten, von Ernst und Liebe erfüllten Zeiten mit strenger Klausur, Vermögenslosigkeit des Einzelnen usw. Das beste Mittel, das ihr hiefür zu Gebote stand, war ein Wechsel des Personals.

Die Akten dieser Reformation geben zahlreiche Aufschlüsse. Aber wie Manches dabei ist nur Formel. Und wie rasch zerging vielfach die Begeisterung, mit der die Arbeit unternommen worden war; wie leicht wurde ihre Reinheit getrübt durch Äußerlichkeiten, durch Ehrgeiz und durch Lust am Organisieren als solchem.

An der Spitze der Basler Klosterreform steht der Predigerorden, dessen Beschluß von 1388, die vollständige und genaueste Beobachtung der ursprünglichen Ordensregel in den Klöstern wieder einzuführen, das ganze Unternehmen begründete. Ausgangspunkte dieser Reform in der Ordensprovinz Teutonia wurden die beiden Klöster Colmar und Schönensteinbach (bei Mülhausen): jenes 1389 reformiert, dieses 1397 an Stelle einer alten, den Augustiner Chorherren unterstellt gewesenen, aber verkommenen Stiftung im Sinne der Reform neu begründet. Von Colmar aus ging die Reform in die Brüderkonvente, von Schönensteinbach aus in die Schwesternklöster.

Auch Basel wurde schon frühe durch den Geist dieser Reform berührt, indem einige der für das neue Schönensteinbachkloster bestimmten Schwestern sich 1397 mehrere Wochen lang im Klingental aufhielten. Aber zur Einführung der Reformen selbst, zunächst im Steinenkloster, kam es erst später. Dann war es jedoch nicht mehr nur die Leistung des Ordens allein, sondern auf mächtige Weise sehen wir diesen Vorgang, der das kleine Frauenkloster in der Basler Vorstadt der Observanz wiedergeben sollte, in einen allgemeineren Zusammenhang gerückt. Kardinal Branda, der vom Papste nach Deutschland gesandt war, „um alle Klöster, wo er es nötig finden werde, zu schließen und zu reformieren“, gebot dem Provinzial auch die Reform des Steinenklosters zu Basel.

Wir wissen nicht, woher dem Legaten die Kenntnisse kamen, die den Befehl veranlaßten. Vielleicht vom Rate der Stadt. Aber unzweifelhaft gewann diese Klosterreform dadurch erhöhte Bedeutung.

Der Provinzial Giselbert von Utrecht dachte die Reform von sich aus und mit den vorhandenen Schwestern selbst ins Werk setzen zu können. Sein Beauftragter war der Superior des Steinenklosters, der namentlich

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 811. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/290&oldid=- (Version vom 4.8.2020)