Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/309

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sohn eines Hofgerichtsprokurators, Bruder einer Nonne und zweier Kleriker, wird er selbst erst Provisor der Münsterschule, dann Domkaplan, lebt und stirbt in diesem Bereich auf Burg; seine Chronik, sein Diplomatar, sein Zeremoniale zeigen ihn in einem ganz bestimmten Kreise von Gedanken und Sachen. Berühmte Domkapläne voll Geist und Gelehrsamkeit sind Peter von Andlau und Johann Bergman, von denen schon geredet worden ist. Andre zeichnen sich durch ihre Gesinnung aus, so als Donatoren von unermüdlicher Devotion Leonhard Troubach, Johann David, Johann Herborn, oder in etwas früherer Zeit Konrad von Saugern, Kaplan des Paulusaltars, dem die Liebe Aller und der Preis eines untadeligen Lebens, einer unvergleichlichen Frömmigkeit gehörte. Der Geläutertste mochte zuletzt der Jubelkaplan sein, der fünfzig Jahre Priestertum hinter sich hatte; als solche Jubilare feierte das Domstift 1511 den im weißen Haar prangenden Magister Peter Brun, 1518 den Johannes Gutjahr.


Konzentrierter als diese Erscheinungen eines oft nach allen Seiten hinausgreifenden Lebens zeigen die Klosterreformationen die der Zeit eigene Anschauung und Kraft. Im Bereiche des abgeschlossensten Teiles des Kirchenganzen dringen sie auf das alte asketische Ideal; sie gelten der Verwaltung, aber mehr noch der Gesinnung und Lebensweise.

Der Niedergang St. Leonhards wurde schon erwähnt. Dem neugewählten Bischof Arnold erschien als eine seiner ersten Pflichten, diesem dem Hochstift besonders nahe stehenden Kloster Hilfe zu bringen, und schon er dachte hiebei an die Mitwirkung der Windesheimer Kongregation. Er bat sie, das Kloster anzusehen; ihre Vertreter kamen, prüften Alles und kehrten wieder an den Niederrhein zurück, ohne auf Arnolds Antrag einzugehen. Da wendete sich dieser an den Papst und erhielt von ihm am 24. Oktober 1452 den Befehl, einzuschreiten und vor Allem einen andern Propst zu setzen.

Arnold tat dies. Klostervorsteher wurde Stefan Häfeli (de Vasis), der jedoch nur die Finanzen zu ordnen versuchte und alles Andre liegen ließ. Aber erstaunlich ist, welche Dinge sich die Chorherren vom Bischof mußten sagen lassen: ihr Haus ist wie im Weltlichen so im Geistlichen zerrüttet; die strenge Observanz in ganzem Umfange bei ihm einzuführen, daran ist nicht zu denken; nur Weniges kann gefordert werden: vor Allem die Haltung der drei Hauptgebote Gehorsam Armut und Keuschheit; die Klausur ist zu beobachten, keinem Weib Eintritt zu gewähren; die Chorherren sollen nicht Waffen und nicht kostbare Kleider tragen, ihre Haare

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 830. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/309&oldid=- (Version vom 4.8.2020)