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Sie willigen darein, daß die Stadtknechte solche Nachtschwärmerinnen festnehmen und ihnen zur Bestrafung übergeben; doch wird die Freiheit, bei Tag auszugehen sowie ins Bad oder zu Freunden zu reisen, ausdrücklich vorbehalten. Im Kloster selbst aber wohnt 1509 der Augustiner Johann Wecker von Basel; er besitzt dort eine Kaplanei und ist, wie es scheint, auch der vom Papste konzedierte Vikar des Konstanzer Bischofs. Er lebt dergestalt, daß er „sich, seinem Konvent und allen Menschen Schande Laster und Ärgernis zufügt“. Und wie steht es mit der Armut? Allen Satzungen, auch den neuesten Reformstatuten zum Trotze hat, wie wir schon früher bemerkten, die einzelne Klosterfrau ihr Vermögen und verfügt darüber.


Das bei diesen Klingentaler Reformkämpfen beteiligte Predigerkloster stand seit 1429 im Lager der Observanz. Stark durch die Kraft einer ununterbrochenen Reihe tüchtiger Männer, die von Nider und dem „seligen“ Paul von Frankenstein an das Leben des Hauses begleiteten. Im Jahre nach Frankensteins Tod, 1442, trat Johannes Meyer in den Konvent. Seine zahlreichen Schriften sind Beiträge zur Geschichte der Ordensreform und der Mystik. Aber in ihnen lebt auch heute noch und ergreift uns das Wesen dieses Mannes, der seine von Haus aus schwache Person zu einer Macht zu erheben verstand durch die begeisterte Hingabe des ganzen Willens und aller Liebe an die eine Aufgabe der Reform. Wenn auch bei dieser nie ruhenden Tätigkeit das Individuelle zeitweise unterzugehen schien in der Gewalt des großen reichbewegten Lebens, so gewann es aus diesem wieder selbst Bedeutung und Wirkung. Dieser Eindruck kehrt bei andern Brüdern des Konventes wieder, vor Allen bei den Gelehrten Rieher Nolt Maner. Ferner bei Johann von Mainz, dem Verfasser des Buches vom andächtigen Leben im reformierten Kloster. Auch an Felix Fabri ist zu erinnern; nach 1450 trat er in den Konvent Basel und kam 1477 als Lektor nach Ulm, von wo aus er seine Reisen machte. Der berühmteste Basler Dominikaner dieser Zeit aber war Jacob Sprenger, der Inquisitor, Mitverfasser des Hexenhammers und Stifter der Rosenkranzbruderschaft.

All dies Streben und Arbeiten finden wir in einem Kloster, das zur observantischen Lebensart und Zucht offiziell entschlossen war. Zahlreiche Konvente wurden damals durch Brüder dieses Basler Hauses reformiert: 1461 Gebweiler und Landshut, 1464 Köln, 1465 Ulm und drei Frauenkonvente in Freiburg, 1466 Weißenburg, 1474 Frankfurt, 1478 fünf Frauenklöster im Lande Württemberg. Neben Johannes Meyer war dabei namentlich tätig der Basler Heinrich Schretz. Deutlich sehen wir, wie das einst

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 840. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/319&oldid=- (Version vom 4.8.2020)