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Bischoffischen Handel hilft er den Verschwörern aus der Stadt und hat auf seiner Seite den Erzherzog Sigmund, der gleichzeitig mit den bei Klingental erhobenen Prätensionen nun auch hier eine Kastvogtei behauptet.

Aber von Interesse ist zu sehen, wie diesen Bemühungen für Wiederherstellung des Haushaltes zögernd auch die Reform des innern Lebens sich anschließt. Wiederum ist es der Rat, der hiefür eintritt, der 1491 an Cluny das Verlangen richtet, in St. Alban für bessern Gehorsam der Mönche, für ordentlichen Gottesdienst, für „ein gottesfürchtiges seliges reguliertes Wesen“ zu sorgen. Der Prior Blattner selbst bereitet ihm freilich Schwierigkeiten damit, daß er seine Qualität als Basler Stadtkind geltend macht und sich vor keinem als Visitator und Reformer herkommenden wälschen Herrn beugen will.

Endlich nach vielem Streit und Ungemach kommt eine Lösung zu Stande: Blattner übernimmt die Propstei Biesheim und Cluny gibt im November 1494 die Administration von St. Alban dem Basler Domkustos Christoph von Utenheim.

Unter dem Regimente dieses Mannes kommt in St. Alban ein neuer und aufrichtiger Wille zur Geltung, wird mit der Observanz wirklich Ernst gemacht. Wir sehen, wie jetzt Klausur gilt und daher ein vom Volke vielverehrtes Gnadenbild aus dem Chor auf einen Altar in der Kirche verbracht, wie ebenso die Indulgenz der innerhalb des Klosters gelegenen Marienkapelle, weil diese für das Volk nicht mehr zugänglich ist, auf einen Altar in der Kirche verlegt wird. Observantische Mönche waren zuerst aus St. Morand nach St. Alban gekommen; später berief Christoph solche aus der Abtei Schussenried. Nun konnte 1495 das ganze Verhältnis des Klosters zur Stadt geregelt werden, ebenso sein Schuldenwesen, ebenso 1503 sein Pfarrzwangstreit mit dem Domstift. Die Verhältnisse waren konsolidiert.

Aber wie dauerhaft? Aufs deutlichste zeigte sich, daß gerade in Verhältnissen solcher Art die persönliche Einwirkung eines einzigen befähigten und aufrichtigen Mannes Alles bedeuten konnte.

Die Erhebung Christophs von Utenheim zum Bischof entzieht ihn der Administration von St. Alban, und mit den Klosterherren alten Schlages, die ihm folgen — 1502 Johannes Durandi, 1503 Philipertus Mineri, 1505 Johannes de Visulio, 1512 und 1513 Petrus de Rosaria (Rosseriis) —, kommen auch wieder die alten Mängel und Wirrungen. Prior Peter versteht kein Deutsch, monatelang liegen seine französischen Gäste im Kloster und zehren das Gut auf. Die Mönche rufen den Rat zu Hilfe, auch deswegen, weil der Prior eine große dem Kloster gehörende Geldsumme nebst

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 844. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/323&oldid=- (Version vom 4.8.2020)