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allerhand vorbereitende Besprechungen folgte. An Andlaus Aufenthalt in Rom 1458 ist schon erinnert worden; vor einigen Wochen mochte auch der Bürgermeister Flachsland ein Wort haben fallen lassen, und sicherlich war sein Bruder Hans Werner nicht müßig. Für allgemeine Interessen der Kirche und für persönliche Neigungen des Pius handelnd, hatte dieser mächtige Kuriale, der zugleich einer der ersten Prälaten Basels war, vielleicht schon bei Zeiten dem Rat einen Wink gegeben. Jetzt nahm er sich des Gesandten Künlin, dann dauernd und durch Jahre hin der Basler Universität an und förderte ihre Geschäfte wie eine flachsländische Familien- und Ehrensache. Und wie bei andern Unternehmungen des Papstes so war auch hier wieder neben Flachsland der Wormser Domdekan Rudolf von Rüdesheim der tätigste Agent. Gleich jenem an der Kurie heimisch, als Referendar dem Papste nahestehend nannte er sich einen so guten Freund Basels, daß er nach dem Tode des Pius nirgends anders als in dieser Stadt leben und seine Tage beschließen zu wollen erklärte. Und doch waren diese beiden Herren, so hohe Ehre der für ihre Mitwirkung dankbare Rat ihnen erzeigte, im Grunde nur Organe des Pius, Träger seiner feurigen Gedanken, seines Wünschens und Wollens. Unverkennbar tritt in den Verhandlungen um die Basler Universität zur Weihe der pontifikalen Tätigkeit das persönliche Wesen und Lebensgefühl des Enea, der bei diesem Anlasse gerne an seine goldenen Basler Jugendjahre denkt und sich auch durch den Rat an sie erinnern läßt. Aber Pius will nicht Basel allein, sondern auch alle umliegenden Länder mit der Universität begaben; er will damit der Ehre Gottes und der Verbreitung des katholischen Glaubens dienen; er will der Wissenschaft eine neue Stätte zurichten. Und auch im Übrigen geht die ganze Erweisung hinaus über rein persönliche Gütigkeit. Sie steht im Zusammenhange der allgemeinen Ereignisse.

Wir sehen das Kongreßgewühl vor uns und mitten darin dies Einzelgeschäft der Basler, das um seinen Platz und einige Stunden Aufmerksamkeit kämpfen muß. Welche Anregungen, wie viel neue Ideen mochte den Baslern der Verkehr bringen, der sie in Mantua umgab. Sie konnten da dem Gregor Heimburg, dem Niclaus von Wil, dem Albrecht von Eyb begegnen. Aber auch ihr Bischof Johann, der Markgraf Rudolf von Röteln, der Herzog Sigmund und die Gesandtschaft des Herzogs Albrecht von Österreich waren anwesend. Mit diesen Fürsten redete die Kurie auch von der Basler Sache; mancherlei Interessen ganz anderer Art konnten hier einwirken, und nahe lag es, daß die Mißstimmung des Papstes gegen Herzog Sigmund dem Basler Projekte zu Gute kam, weil dieses der kaum entstandenen österreichischen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 555. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/34&oldid=- (Version vom 4.8.2020)