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Alle Hoffnungen faßte man in das Wort zusammen: „daß durch eine hohe Schule die Stadt wieder emporkommen möchte“. Und hiezu trat noch die Erwartung bestimmter Vorteile höherer Art. Bei einer solchen Anstalt werde man Gottesgelehrte zur Bekämpfung der Ketzerei und des Unglaubens sowie als gute Prediger und Beichter erhalten, ferner weise Männer im geistlichen und kaiserlichen Rechte, desgleichen gelehrte Aerzte und sonst vernünftige Leute, durch welche die Stadtkinder und Andere unterrichtet würden. Auch damit wurde gerechnet, daß Basler aus guten Häusern, die deswegen kein Handwerk treiben und dabei verarmen, als Lehrer an der Universität ihr honettes Auskommen finden könnten. Dazu kam der Gedanke an das Beispiel und Vorbild anderer Universitäten, die Eindrücke die mancher Basler dort für sein Leben empfangen; das Bedürfnis geistiger Dinge überhaupt und das Verlangen nach einer höhern Ruhe inmitten des lauten Stadtregimentes und Gewerbes; endlich sowohl die Absichten kirchlicher Regeneration als die kirchenpolitischen Tendenzen des Rates. Aber auch der munizipale Stolz, Basel nun auch in diesen Dingen zu einer höchsten Heimat und Zuflucht für weite Gebiete machen zu können, da Städte und Herren ihre Räte hierher schicken, Tagsatzungen hier abhalten und die hiesigen Gelehrten konsultieren u. dgl. m.

In solcher Weise wurde für die Universität geredet. Durch die Meisten im Gedanken an Mantua und den allgewaltigen Gönner Basels, der auf dem Stuhle Petri saß. Dem Vorschlage, auch der kaiserlichen Zustimmung sich zu versichern, erwiderte man, daß die Befugnis des Papstes zur Stiftung hoher Schulen seit Alters her anerkannt sei und die päpstliche Gewalt mehr vermöge als diejenige des Kaisers.

Diesen Basler Debatten stehen unmittelbar gegenüber die Verhandlungen am päpstlichen Hofe, wohin Künlin Ende August 1459 als Gesandter ging. Gerne würden wir die denkwürdigen Szenen dieser Audienzen sehen. Das Konzilsvorhaben wurde sofort mit einer kurzen Handbewegung beseitigt, und den Wunsch einer Jahrmesse hatte Pius schon durch Schreiben vom 18. Juli an den Kaiser weiter gegeben; was jetzt geredet wurde, galt der Universität.

Den Künlin kannte Papst Pius wohl schon von den Konzilstagen her; vor vier Jahren sodann war er mit ihm auf dem Reichstage zu Neustadt zusammengetroffen. Jetzt stand er vor ihm, eingeführt durch ein enthusiastisches Dank- und Freudeschreiben des Basler Rates, und brachte dessen Begehren, daß der Papst zur Errichtung einer Universität in Basel seinen Willen gebe. Es war die formelle Behandlung des Gegenstandes, die auf

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 554. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/33&oldid=- (Version vom 4.8.2020)