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hatte. Bern gab gute Auskunft, und da der Rat auch Einblick in die Empfehlungsschreiben von Fürsten und Städten erhielt, die Andreas in Händen hatte, so erteilte er diesem am 1. Mai Sicherheit und Geleite. Es war eine Unterstützung, die dem fast allgemeinen Willen der Einwohnerschaft und einem Beschlusse des Großen Rates entsprach. Volk und Behörden dachten natürlich an das bonum utile, an den Nutzen, den ein Konzil der Stadt bringen konnte; daneben aber bezeugte der Rat auch, wohl aufrichtigen Sinnes, daß er mit Förderung der Konzilssache sowohl dem Besten der Kirche und der Christenheit zu dienen glaube, als der Ehre und dem Wohle gemeiner deutscher Nation.

Die Konzilssache war in der Tat kein Traktandum nur der Basler Behörde, sondern eine große Angelegenheit der Kirche und der Welt. Was für Mächte standen hinter Andreas und welchen Aufträgen diente er? Welche Pläne Wünsche und Hoffnungen stärkte oder weckte er? Wir erfahren es nicht. Aber was uns deutlich und mit aller Kraft entgegentritt, ist das gewaltig lebendige Interesse zahlloser Zuschauer, ist die Erregung und Leidenschaft der zunächst Beteiligten und Betroffenen. Vor Allen Roms, das den Zamometiç von seinen Gesandtschaften her zur Genüge kannte und jetzt zornig bereuen mochte, ihn vor einem Jahre mit unzeitiger Milde aus dem Kerker der Engelsburg entlassen zu haben. Gerade im Frühjahr 1482 war die politische Lage des Papsttums äußerst bedrängt, und bei der großen Gefahr, die das Zustandekommen eines Konzils schuf, mußte Sixtus trachten, diesen Gegner so rasch als möglich unschädlich zu machen.

Am 27. April befahl er dem Bischof und Domkapitel von Basel die Verhaftung des Andreas und trug zugleich dem Rate auf, Jenen hiebei Hilfe zu leisten; am 7. Juni stand der Gesandte des Papstes vor den Ratsherren und verlangte die Auslieferung; der Rat wies ihn mit seinem Begehren ab unter Berufung auf das von ihm dem Andreas gegebene Schirmversprechen.

Und nun drängte sich in wenigen heißen Sommermonaten Alles zusammen: Unterhandlungen des Andreas nach allen Seiten hin; die Veröffentlichung seiner Konzilsproklamation, seiner Thesen zur Begründung des Konzils, seiner Einladung zu dessen Besuch; die förmliche Zitation des Sixtus nach Basel vor „das hier versammelte und durch Andreas präsidierte Konzil“; dann aber auch Schreiben des Kaisers und des Papstes, Hin- und Herreisen der Diplomaten u. dgl. m. Daß die größten Dinge auf dem Spiele standen, die mannigfaltigsten Interessen kirchlichen Rechtes, politischer Macht und persönlicher Leidenschaften sich trafen und mengten, die beiden

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 876. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/355&oldid=- (Version vom 4.8.2020)