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des Urteils, angetan mit den Zierden aller Tugenden und in den Lehren der verschiedenen Fakultäten erfahren, und damit in Basel ein Quell sprudle, aus dessen Fülle alle nach Wissen Dürstenden schöpfen mögen.“ In Ergänzung dieser Stiftungsurkunde regelten sodann mehrere Erlasse des Papstes vom 27. und 31. Dezember 1459 die Ausstattung der Universität mit Pfründen sowie die Befreiung der an der Universität lehrenden oder lernenden Pfründeninhaber von der Residenzpflicht.

Rom hatte gesprochen, und nun war in Basel die große Arbeit zu leisten. Nicht die notwendige rechtliche und administrative Vorbereitung allein gab zu tun, die Ordnung des Verhältnisses zwischen Stadt und Universität, die Gewinnung von Pfründen, das Ausschauen nach Dozenten und die Art ihrer Anstellung und Besoldung, die Regelung der Wohnungsvermietung an Universitätsleute u. dgl. m., — sondern noch einmal und jetzt, da die päpstlichen Gnaden da waren und es sich um ihre Ausführung handelte, mit verstärkter Kraft und zum letzten Male regten sich Zweifel und Widerspruch und führten zu einer umfassenden Wiedererwägung der Sache. Alles lebt vor uns, jede Hoffnung und jede Furcht, das Auf und Nieder der Meinungen, das „mancherlei Reden und Ratschlagen“, das „Gegeneinandermessen des Süßen und des Sauren“. Noch einmal ließ man sich von Gelehrten und Sachverständigen Gutachten erstatten. Es waren hocherregte Sitzungen. Um Größeres wurde kaum je in den Basler Ratssälen gestritten, wenn auch die Streiter selbst sich dessen schwerlich bewußt waren. Was zur Entschließung stand, war ein Werk „für alle Zeiten und die Menschheit“. Zuletzt siegte doch die Einsicht, daß es eine Ehrensache für die Stadt sei, das von ihr begonnene Unternehmen, um dessenwillen allenthalben schon ihr Ruhm erklungen sei, auch durchzuführen. „Obgleich in allen Sachen, deren Zukunft Gutes und Schlimmes enthalte, eine starke Hoffnung des Guten vorhanden, aber auch das Schlimme nicht unbillig zu fürchten sei, so sei es doch Sache jeder tapfern Regierung, daß sie kein Gutes, und vorab kein so großes löbliches göttliches, gemeiner Christenheit tröstliches Gutes um zaghafter und menschlicher Furcht willen unterwegen lassen, sondern ihm mit der Hilfe Gottes redlich nachgehen und alles Widerwärtige dabei mit guten Ordnungen und Satzungen und deren tapferer Handhabung nach menschlicher Möglichkeit versorgen und überwinden solle. Wenn dies nicht von Anfang alles Regierens so gehalten wäre, sondern die menschliche Furcht vor dem Argen allwege die Kraft guter Zuversicht und Hoffnung verdrängt hätte, so würde nie eine namhafte Sache unternommen und zu Ende gebracht worden sein, so würden auch die ältesten Schulen in Athen,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/36&oldid=- (Version vom 4.8.2020)