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im Heidentum und bei den Juden, in Spanien zu Salamanca, in Frankreich zu Paris Montpellier Orleans, in England zu Oxford, in Italien zu Bologna, auch alle andern Schulen in wälschen und deutschen Landen nie zu Stande gekommen sein.“

So kam es denn zum Beschlusse, daß man die Universität haben wolle. Aber noch handelte es sich um Abreden mit dem Bischof über das Kanzleramt und handelte es sich ferner sowohl beim Bischof als bei der Stadt um die Wahrung vorhandener Rechte gegenüber dem neu entstehenden Wesen. Zwischen all diesem Großen gaben auch die nicht leicht zu nehmenden Etikettefragen und das Studium der Formen viel zu tun.

Bis endlich die Eröffnung der Universität in aller Feierlichkeit geschah, eine Szene hoher Art, die nur wenige Städte erlebten. Sie vollzog sich am weihevollsten Orte Basels, und über allem Pomp und Glanz erhob sich dabei das Gefühl von dem ewigen Dasein des Geistigen, dem man hier eine Herrschaft einräumte. Am 4. April, dem Tage des heiligen Lehrers und Bischofs Ambrosius, früh am Vormittage, fanden sich im Chore des Münsters der Bischof und der städtische Rat zur Errichtung der Universität zusammen; rings um sie die amtierenden Domgeistlichen und hinter diesen Klerus und Klosterleute und zahlreiches Volk aus der ganzen Stadt den morgenhellen Raum füllend. Dabei auch die zur förmlichen Beurkundung des Vorganges aufgebotenen Notare. Wir beachten, wie dieser Vorgang vorwiegend kirchliche Art trug; von Hochamt und Gesängen begleitet geschah er unmittelbar vor dem Hochaltar, in den ernstesten wohlabgemessenen Formen. Der den Zuhörern kein Wort schenkenden Verlesung des päpstlichen Stiftungsbriefes und der zugehörigen drei ausführlichen Bullen folgte, nachdem der Chor in festlichem Gesange die Anwesenheit des heiligen Geistes erfleht, die gemeinsame feierliche Proklamation und Einsetzung der Basler Universität durch den Bischof als Kanzler und den städtischen Rat, folgten weiterhin die zeremoniöse Ernennung des Dompropsts Georg von Andlau zum Rektor. Der Ambrosianische Lobgesang ertönte, und die Feier schloß mit der offiziellen Zusage der Deputierten, daß der Rat den Angehörigen der Universität sicheres Geleite gewähre und Alles, was in seinen Kräften stehe, für die Ehre und das Wohlergehen der Schule tun werde.


In solcher Weise trat die neue Universität in die Welt. Durch Anlage und Dimensionen alles hier Gewohnte weit übertreffend. Während die andern Schulen Basels in der Hauptsache nur bestanden und zu sorgen hatten für die Bedürfnisse des betreffenden Stifts, des betreffenden Klosters,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 558. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/37&oldid=- (Version vom 4.8.2020)