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Thüring Münch sich für die Wahl seines Gläubigers Zibol zum Oberstzunftmeister verwendet.

Jedenfalls kann eine Verknüpfung des Geldbedürfnisses der Stadt mit dem Anlagebedürfnis ihrer Bürger Beiden als vorteilhaft erscheinen, und auf das Vorschießen von Geld an die Stadt durch kapitalbesitzende Geschlechter mag sich zuweilen deren Macht im Gemeinwesen gründen.

Aber nur selten ist zu sehen, daß die Pfandherrschaft des Einzelnen zum Stadtgebiet wird. Gerade weil die großen Geldgeber meist im Rate sitzen oder ihm nahe stehen, kommt es nicht zu solcher Ausnützung der Lage. Keiner will dem Andern schaden, eher noch Keiner dem Andern etwas gönnen. Aber es können sich Konflikte ergeben, wie bei Jacob Zibol im Falle Rheinfelden, und deutlich veranlaßt dann der Wunsch, solche Konflikte zu vermeiden, bei Jacobs Sohn 1424 den ausdrücklichen Konsens des Rates zur Pfandnahme des Schwarzwalds. Aus bürgerlichem Pfandbesitz erwachsen die Herrschaft der Stadt Basel über Delsberg, später ihre Rechte in Füllinsdorf und Augst, während sie bei Dorneck die Gelegenheit sträflich versäumt.

Gegen Außen aber und im Allgemeinen hat dies vielbetriebene, mit großen Summen und höchst ansehnlichen Pfändern operierende Kreditgeschäft des Einzelnen seine eigenartige Wichtigkeit. Indem es mit dem Bischof sich beschäftigt, zeigt es der Stadt als solcher den Weg. Diese folgt nur dem ihr gegebenen Beispiel, wenn sie dem Bischof in seiner Bedrängnis unaufhörlich mit Vorschüssen beisteht und dafür durch Pfandnahme ein Recht ums andere an sich zieht. Dasselbe gilt den Fürsten und dem Adel gegenüber. Hier haben diese privaten Geldgebereien die Wirkung, daß sie im Umlande Basels große Bereiche aus der Fürstenmacht lösen und ihre Umformung zu Territorien der Stadt Basel und anderer Städte vorbereiten. Zugleich wird dadurch auch hier, wie bei den bischöflichen Rechtsamen und Herrschaften geschehen, dem Adel der Boden für weiteres Gedeihen vielfach entzogen und damit seine Stellung zur Gemeinde Basel und seine Macht in dieser geschwächt.

Dieselben Leute nun, die bei diesen Geldgeschäften ihre Kraft zeigen, sitzen auch im Rat oder in Kollegien der Stadt. Ihnen zumal verdankt Basel die gute Führung seines Haushaltes, seine rationelle Finanz- und Schuldenwirtschaft. Sie vor Allen geben der städtischen Wirtschaftspolitik die Richtung.

Gerne würden wir hier das Bild der großen, Kapitalisten und Ratsgewaltige, Achtbürger und Zünftler umfassenden Bürgerschaft gegen Ende des XIV. Jahrhunderts malen. In den Kreisen des Adels ungerne gesehen,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 894. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/373&oldid=- (Version vom 4.8.2020)