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Dreikönigen, das Reisebuch des Ritters von Mandeville, die Moserschen Übersetzungen von Erbauungsschriften, St. Martinslegende „in niderlendischer sprach“ usw. usw. bis zu Paulis Schimpf und Ernst und dem Brantischen Narrenschiff.

Zu St. Leonhard befand sich eine mehrere hundert Bände starke Bibliothek mit Werken aus allen Wissenschaften; auch medizinische und juristische Schriften waren dabei.

Daß diese Klosterbibliotheken immerzu gemehrt wurden, zeigt sich bei den Karthäusern am deutlichsten. Ihre Sammlung blieb nie stehen, sondern erhielt stets Vieles vom Neuesten.

Aber auch sonst sehen wir in das Einzelne dieser Verwaltungen. Sie wirkten über das Kloster hinaus. Sie wurden stark benützt, nicht nur im Büchersaale selbst. Die Klöster liehen ihre Bücher auch aus, und die Empfangsscheine der Prediger wie das Ausleihejournal der Karthaus geben uns das lebendigste Bild. Die Benützung wandelt sich in sehr bezeichnender Weise. Aus der Karthäuserbibliothek z. B. werden bis zum Beginne des XVI. Jahrhunderts vorwiegend die Postillen entliehen, die Kirchenväter, die scholastischen Traktate, sowie antike Schriftsteller; daneben findet allmählich die neue Humanistenliteratur zahlreichere Leser; in den 1520er Jahren sodann werden die Werke Luthers und die gegen ihn gerichteten Schriften unaufhörlich bezogen. Das Barfüßerkloster lieh in der Mitte des XV. Jahrhunderts die Dekretalen dem Unterschreiber Mecking. Von den berühmten Evangeliencodices der Prediger war der eine dreißig Jahre lang an Reuchlin ausgeliehen, den andern benützte Erasmus für seine Ausgabe des Neuen Testamentes.

Auch die Universität verfügte schon in ihren ersten Jahren über eine eigene Bibliothek. Doch hatte diese Sammlung, die im Kollegiengebäude untergebracht war, noch wenig Bedeutung; sie fand ihre Ergänzung in den soeben erwähnten, Bücher an Professoren und Studenten ausleihenden Bibliotheken der Klöster.


Während dies ganze wissenschaftliche Wesen, mit Bewegungen beinah aller Welt sich berührend, zu einem Gegenstand universaler Interessen wurde und Basel zu einem weithin herrschenden geistigen Zentrum erhob, war es doch auch dem Einflusse ganz lokaler Zustände unterworfen.

Dies gilt hauptsächlich von der Universität.

Der Gründung des Generalstudiums, der Bestellung zahlreicher Lehrkräfte mit starker Betonung der Artisten folgten die Beschlüsse über die Vertretung

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 618. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/97&oldid=- (Version vom 4.8.2020)