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Daß ein Mann wie Cono nach Basel kam, gerade in diesem Momente, hatte große Folgen. Es war ein Ereignis, das weit herum zu reden gab, von dem man mit Begeisterung die Einbürgerung der griechischen Studien an dieser prädestinierten Stelle erwartete. Cono zog in der Tat den Rhenanus nach Basel, und Dieser wurde sein Erbe, sein Fortsetzer in die sich unmittelbar anschließende Periode.

Cono fand in Basel, was ihm zusagte: die Sammlung griechischer Codices in seinem Ordenshause und den Johann Amerbach. Er erhielt sofort Arbeit am Hieronymus. Zunächst neben Reuchlin, der gleichfalls für Besorgung des Griechischen geworben worden war. Aber seine Überlegenheit erwies sich bald. Man sah, daß er bei der Gestaltung des Textes methodischer verfahre und eine glücklichere Hand habe als Reuchlin. Diesem selbst ward dadurch der Rücktritt erleichtert. „Du hast nun den andern Griechen", schrieb er nicht ohne Bitterkeit dem Amerbach. Außerdem beschäftigten den Cono Forschungen in der Predigerbibliothek sowie Übersetzungen aus Gregor von Nyssa, Chrysostomus u. A. Daneben wirkte er im wissenschaftlichen Verkehr überhaupt, namentlich im Unterrichten. Vor dreißig Jahren hatte Kontoblakas hier die griechische Sprache doziert; seitdem war in Basel eine solche Gelegenheit nicht mehr geboten gewesen, und Bruno Amerbach halte hiefür nach Paris zu Tissardus gehen müssen. Jetzt konnte Basel aufs Neue diese Reichtümer bieten. Als akademisch unverpflichteter Lehrer gab Cono die griechischen Kurse, in denen die Amerbachsöhne und Rhenan Schüler waren. Michel Hummelberg, aus seinem Ravensburg sehnsüchtig nach Basel schauend, nannte ein solches Unterrichten inter privates parietes die schönste Form; und von Schlettstadt her pries Sapidus das amerbachische Haus, das nun Sitz der griechischen Musen geworden sei. „Die Götter selbst haben Cono gewählt, damit er Euch Führer zum Ruhme sei."

Aber schon am 21. Februar 1513, erst fünfzigjährig, starb Cono. Er wurde im Predigerkloster beerdigt, wo er auch gewohnt zu haben scheint, und Rhenan stiftete ihm die Grabschrift. Alle diese für Amerbach arbeitenden Männer waren Mönche. Jeder von ihnen in seiner Art ein Rechtfertiger des Standes, den die Humanisten als solchen haßten. Aber grell scheidet sich von den Kuttenträgern die Gestalt des im Dienst Amerbachs ihnen Folgenden, des Spaniers Matthäus Adrianus, eines getauften Juden, der sowohl Arzt als Hebraist war. Er gehörte zu jenen reisenden Gelehrten, die nicht feste Tätigkeit, sondern anregenden Wechsel suchten und auf deren Wanderstraßen Universitäten oder

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)