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ihr durch den jungen Zürcher Gerold Meyer von Knonau dargebrachte schwärmerische Huldigung.

Als imponierende Einzelgestalt kommt auch in diesen Beziehungen Matthäus Schiner zur Geltung. Wir wissen, wie sehr in dieser Zeit die Politik Basels nach seinem Willen orientiert ist. Aber er hat hier noch andern Verkehr. Neben Jacob Meyer Gerster und Genossen ist ihm der Kreis der Humanisten vertraut. Vor Allem Erasmus selbst. Wie Dieser im Mai 1517 in Antwerpen weilt, sucht ihn Schiner auf, und die beiden so verschiedenen Menschen sitzen zusammen in eifriger Unterhaltung, die bald dem Neuen Testamente gilt, bald den politischen Plänen des Kardinals. Wenige Jahre später wieder treffen sie sich am kaiserlichen Hofe, und Schiner treibt den Erasmus an die Ausarbeitung der Paraphrase zum Jacobusbrief. Dazu das Leben in Basel selbst, die Huldigung der ganzen Sesselgemeinde. Wie Capito dem Schiner gefällig ist durch Verdeutschung und Publikation des römischen Spruchs in seinem Streite mit Jörg von der Flüe; wie Cantiuncula ihm, „cui theatrum plaudit universum“, sein Erstlingswerk die Topica widmet; wie Rhenan ihm und seinem Sekretär Michael Sander nahe steht und ihm gelegentlich politische Nachrichten aus dem Reiche vermittelt; wie Schiner dem Papste die Basler Edition des Hieronymus empfiehlt; wie er dem Fontejus zwei seiner Neffen zur Erziehung gibt und dem Fuhrmann, der ihm Wein aus dem Elsaß holt, die nach Zürich bestimmten Bücherballen in Basel aufladen läßt, — überall zeigt sich die Fülle des Lebens; politische und persönliche, kirchliche und wissenschaftliche Interessen drängen sich in der Berührung mit dem gewaltigen Manne.

Sodann der St. Galler Joachim Vadian. Aus einer vieljährigen wichtigen Gelehrtentätigkeit in Wien 1518 in die Heimat zurückkehrend, ist er hier, was die andern Alle nicht sind, ein weithin berühmter Gelehrter. Seine Wiener Freunde beklagen ihn, weil er nun bei den unwissenden Bauern, bei den Kühmelkern wohnen müsse. Aber sofort sieht er sich nach dem ihm Gemäßen um. Er sucht Basel nahe zu kommen. Er sucht Beziehungen zu Erasmus. Er gewinnt die Freundschaft Rhenans. Und da sein Wiener Verleger den zweiten Druck des Pomponius Mela mit Vadians Kommentar dem Cratander überträgt, kommt es zum Verkehre dieses Basler Druckerherrn mit dem St. Galler Humanisten, der sich gibt wie ein Verkehr zwischen Gleichgesinnten.

An Deutschland schloß sich die übrige Welt.

Die Beziehungen des Basler Humanismus zu den Niederlanden waren eine Sache fast ausschließlich des Erasmus. Dort hatte er seine Heimat,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/219&oldid=- (Version vom 1.8.2018)