dreizehnten Jahrhunderts angelegte Stadt, zeigte sehr schmale und nach der Tiefe entwickelte Baustellen. Die Häuser standen mit ihren Firsten senkrecht zur Straße, die Schauseite war deshalb in frühester Zeit immer als Giebel ausgebildet. Man baute außer dem Erdgeschoß nur zwei, selten drei Geschosse. Die schmale Front nötigte schon beizeiten zu einem Hintergebäude, das mit dem Vorderhaus durch einige Räume verbunden war. Eine vorgelegte Holzgalerie sorgte für eine unmittelbare Verbindung zwischen Vorder- und Hinterhaus, es entstanden die malerischen Innenhöfe, die in einigen Häusern noch heute erhalten sind. Da die Befestigung die Stadt sehr einengte, mußte sehr bald eine dichtere Bebauung eintreten; man wohnte also schon frühzeitig zu mehreren Parteien in einem Hause, was sich aus den selbständig ausgebildeten und vom Treppenhause abgeschlossenen Wohnungen der einzelnen Geschosse schließen läßt.
Kurfürst Johann Georg II. ließ um die sechziger Jahre des siebzehnten Jahrhunderts die vorerwähnte Bauordnung in einigen Punkten, namentlich hinsichtlich der Aufführung von gemeinsamen Brandmauern, Quer- und Scheidewänden erweitern. Es wurden damals zuerst Fenster in den Brandmauern verboten, ebenso durfte die Traufe nicht mehr nach der nachbarlichen Grenze abgeleitet werden. Vermutlich entstanden also um diese Zeit die ersten Häuser mit parallel zur Straße gerichteten Firsten, was auch die Ausgestaltung der Schauseiten beeinflußte. Die Baupolizei ging nun mehr und mehr in die Gewalt der Regierung über, die besonders bemüht war, die feuergefährlichen Fachwerksbauten auszumerzen, aber auch das künstlerische Moment weiter in den Vordergrund schob.
Die Befürchtungen des Kurfürsten und der Regierung wegen der Feuersgefahr waren leider nur allzusehr gerechtfertigt. Eine furchtbare Feuersbrunst zerstörte am 6. August 1685 von 390 Wohnhäusern der Neustadt 331 und stellte damit die Stadt vor die Aufgabe, den ganzen Teil rechts der Elbe neu aufzubauen. Nach den Plänen des Artillerie-Obersten Kaspar von Klengel entstand denn auch bald darauf eine viel schönere Anlage, deren Mittelpunkt die heute noch prächtige Hauptstraße bildete. Durch Steuerbefreiungen, Baubegnadigungen und Überlassung von Barmitteln wurde die Bautätigkeit von der Regierung wesentlich gefördert, was zu einem schnellen Wiederaufbau und somit in nicht geringem Maße zur Erreichung eines einheitlichen Stadtbildes beitrug.
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/24&oldid=- (Version vom 12.11.2024)