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Seite:Walter Mackowsky Baudenkmäler.djvu/41

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fielen auch die großen Tore und Durchfahrten in den Wohnhäusern fort, und es kommen öfter Laden- und Werkstatteinbauten in den Erdgeschossen vor. Die Durchfahrt wird jetzt durch den Hausflur ersetzt, der unmittelbar auf die in damaliger Zeit noch immer gewendelte Treppe führt. Die einzelnen Geschosse weisen meist in sich abgeschlossene Wohnungen auf, es gab also schon um diese Zeit mehrere Mietparteien in einem Hause. Der kriegerisch gesinnte Kurfürst Moritz hatte die Stadt mit starken Festungswällen und Bastionen umgeben lassen und damit die weitere Ausdehnung Dresdens in der Ebene gehemmt, es vergrößerte sich also die Wohndichte, und man mußte in mehreren Geschossen übereinander wohnen. Nach der Berechnung vom Ratsarchivar Dr. Otto Richter im ersten Bande der Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden betrug im Jahre 1588 die Durchschnittsziffer der Bewohner eines Hauses 9, eine verhältnismäßig hohe Zahl für damalige Zeiten, wenn man bedenkt, daß die durchschnittliche Bewohnerzahl eines Hauses in Chemnitz heute 30, in München 33, in London aber nur 8 beträgt.

Dresden blühte um diese Zeit auf unter der Regierung des Kurfürsten August und seiner Gemahlin Anna, einer dänischen Königstochter. Das Schloß wurde bedeutend erweitert, für den erhöhten kurfürstlichen Hofstaat und seine Beamten entstanden Verwaltungs- und Wohngebäude, das Kanzleihaus, der Jägerhof und das Zeughaus. Der Kurfürst und seine Gemahlin kümmerten sich eingehend um das Wohl und Wehe ihrer Untertanen, wie ihnen auch in reichem Maße die Liebe des Volkes entgegengebracht wurde, das nur vom Vater August und der Mutter Anna sprach. Handel und Gewerbe erstarkten, und das Zunft- und Innungswesen begann eine Rolle zu spielen. Die Baumeister und die Steinmetzen fanden durch die gesteigerte Bautätigkeit in der Stadt reichliche Arbeit. Der Fachwerksbau verschwand jetzt vollkommen, und es wurden nur steinerne Häuser gebaut. Die Elbe führte mit Sandstein beladene Kähne aus den Brüchen der Sächsischen Schweiz herbei, und man begann die Schauseiten der Häuser mit Sandsteinarbeit zu beleben. Namentlich an den Giebeln und Erkern kam solche in reichem Maße zur Verwendung. Die Fensteröffnungen wurden jetzt nicht mehr willkürlich in die Front des Hauses eingebrochen, es entwickelte sich eine gewisse Symmetrie, die schon mit Achsenteilung arbeitete. Der Putz herrschte noch vor, aber

Empfohlene Zitierweise:
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/41&oldid=- (Version vom 15.11.2024)