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Seite:Walter Mackowsky Baudenkmäler.djvu/50

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gemahnenden, teilweise üppigen Formenreichtum, der aber stets in der geistreichsten Weise durch eine im Gegensatz dazu auftretende Straffheit in der Einteilung der Schauseite ausgeglichen wird.

Als Meisterstück bürgerlicher Wohnhausarchitektur muß die Schauseite des von Pöppelmann erbauten Hauses am Jüdenhof 5 (Taf. IX) angesehen werden. Es wurde für den Goldarbeiter Christoph George Dinglinger vermutlich im ersten Jahrzehnt des achtzehnten Jahrhunderts erbaut. Die über dem mit Sandstein verblendeten Erdgeschoß sich aufbauende sehr schöne Architektur wird durch drei Lisenenpaare mit konsolenartigen Kapitellen in fünf senkrechte Fenstergruppen geteilt, von denen drei durch reichere Verdachungen und Brüstungen hervorgehoben sind. Die mittlere endigt über dem Hauptsims in einem Balkon mit einem dreiteiligen Dachaufbau von großer Feinheit in den Abmessungen und Gliederungen. Zwei zwischen diesen Gruppen verbleibende Streifen zeigen nur einfache Füllungen in den Brüstungen. Die gesamte obere Schauseite ist im Putz mit angetragenem Stuck ausgeführt. Durch eine feingeschwungene Kurve im Grundriß der Frontmauer erhält das ganze Haus eine starke Reliefwirkung.

Der Grundriß ist von großer Einfachheit und Klarheit. Der in der Mittelachse des Erdgeschosses angeordnete Hausflur, zu dessen beiden Seiten Gewölbe für Läden liegen, führt unmittelbar auf die stark gewendelte, vor einem Lichthofe angelegte Treppe. In den Obergeschossen finden wir nach dem Jüdenhofe ein größeres dreifenstriges und seitlich davon zwei kleinere einfenstrige Zimmer. An letztere schließen sich nach der Tiefe des Gebäudes noch kleinere Räume, die teilweise von der Sporergasse, teilweise von einem Innenhofe belichtet werden. Ein langgestreckter Flur trennt die Zimmer vom Treppenhause.

Jetzt ist das Haus im Besitze der Firma Hüning und Kleinfeld, die in dankenswerter Weise bei der Verlegung ihrer Glaserei in die Räume des Erdgeschosses nur wenige bauliche Veränderungen vorgenommen und vor allen Dingen das Haus von Reklame freigehalten haben.

Das Haus an der Frauenkirche 16 (Taf. X) ist nach Gurlitt ebenfalls auf Pöppelmann zurückzuführen. Es ist nicht rechtwinklig zur Straße gestellt und hat eine sehr interessante

Empfohlene Zitierweise:
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/50&oldid=- (Version vom 19.11.2024)