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Seite:Walter Mackowsky Baudenkmäler.djvu/78

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einbezogenen Bett. Diese Anordnung wurde für alle weiteren Anlagen maßgebend, die Sitte der Zeit erforderte es, daß die Mitte der Salon einnahm, auf den weitere Räume, die „antichambres“, folgten, während das „chambre de lit“ den Abschluß bildete.

Das letztere wurde mit besonderer Sorgfalt gestaltet. Das Bett stand gewöhnlich in einer prunkvoll ausgebildeten Nische. Zu beiden Seiten waren kleine Kabinette, sogenannte „dégagements“, für die Bedienung und zur bequemen Verbindung mit den übrigen Nebenräumen angeordnet.

In seiner „Distribution des maisons de plaisance“ gibt François Blondel († 1774), der dritte Architekt dieses Namens, eine Reihe von ähnlichen Beispielen. Blondel hielt seit 1750 Vorlesungen über Architektur in Paris, die er zu dem berühmt gewordenen Werke „Cours d’architecture“ zusammenfaßte und 1773 veröffentlichte. In Deutschland führten Leonhard Christoph Sturm (1669–1729), der berühmte Gegner Schlüters, in seiner 1696 erschienenen „Vollständigen Anweisung zu der Civilbaukunst“ und Johann Rudolph Fäsch, in dem „Anderen Versuch seiner architektonischen Werke“ (Nürnberg, Weigel, 1722–1729) den französischen Grundriß ein. Fäsch war Lehrer für Architektur an der Dresdner Ritterakademie, es ist also erklärlich, daß wir gerade in dieser Stadt vorzügliche Beispiele für das dem französischen Hôtel nachgebildete Landhaus finden.

Unter ihnen ist in erster Linie das Palais der Gräfin Mosczinska, geborene Gräfin Cosel, zu nennen, das Julius Heinrich Schwarze in den vierziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts erbaute. Das sehr vornehme und zierlich gehaltene Gebäude stand an der Stelle der heutigen Lindengasse in einem von der Bürgerwiese bis zur Sidonienstraße reichenden großen Garten am ehemaligen Dohnaischen Schlage. Es zeigt im Grundriß nach französischer Sitte in der Mittelachse einen Vorsaal mit dahinterliegendem ovalen Festsaal von wundervoller Durchbildung, wie die in der Bibliothek der Königlichen Kunstgewerbeschule zu Dresden befindlichen Einzelheiten des Palaisinnern erkennen lassen, und daran anschließend beiderseits je ein antichambre und ein chambre de lit. In letzterem waren auch Bettnischen und Degagements angeordnet. Neben dem Vorsaal lag ein großer Speisesaal, an den sich eine Garderobe und eine Nebentreppe anschlossen.

Empfohlene Zitierweise:
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/78&oldid=- (Version vom 25.11.2024)