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Seite:Walter Mackowsky Baudenkmäler.djvu/88

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nach künstlerischen Grundsätzen vollzieht. Wie in früheren Zeiten wird es umfassender Vorbereitungen und Maßregeln von technischer Seite bedürfen, um das Gebilde der modernen Stadt in dieser Beziehung zu verbessern. Eine Reform unserer Baugesetzgebung, die einen größeren Einfluß des Architekten gegenüber der Bauspekulation sichert und einer mißbräuchlichen Ausnutzung des Grund und Bodens vorbeugt, wird damit Hand in Hand gehen müssen. Ferner sind den Architekten in künstlerischer Beziehung größere Freiheiten zu verschaffen, soweit es im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen möglich ist, während gegen minderwertige Kräfte weitergehende Einschränkungen vorzusehen sind. Hierbei soll aber nicht etwa eine Erweiterung, sondern im Gegenteil eine Vereinfachung unserer Bauordnungen angestrebt werden, da gerade auf diesem Gebiete die einfachste Fassung des Gesetzes auch die beste ist. Es wird vielleicht eine schärfere Trennung der zum Schutze nachbarlicher Rechte nötigen Bestimmungen und der in künstlerischer Beziehung zu erlassenden Vorschriften eintreten müssen, weil ihre Verbindung in vielen Fällen zu Einförmigkeiten im Bauwesen führt. Die Bauprojekte an hervorragenden Stellen sind einer eingehenden Prüfung in städtebaulicher und künstlerischer Beziehung zu unterwerfen, die zweckmäßig von einer aus Architekten und anderen Künstlern zusammengesetzten Kommission vorzunehmen ist. Diese soll ebensosehr auf die schöne Gestalt der bürgerlichen wie der Monumentalbauten bedacht sein.

Alle diese Maßregeln aber sind nur abwehrender Natur, während das eigentlich Fördernde für unsere Baukunst auf anderen Gebieten zu suchen ist. Denn es gilt von Grund aus dem Übel abzuhelfen, indem wir auf die Allgemeinheit einwirken, um sie wieder für höhere Kulturwerte empfänglich zu machen. Das aber können wir am besten tun, wenn wir Rückschau halten in unserer Heimatstadt, wenn wir uns in jene Zeiten vertiefen, da Kunst und Leben, Ideal und Praxis sich zu einer Kultureinheit verbanden und Werte schufen, die in Form und Gedanken ein Ebenbild des Volkslebens waren. Nur wenn wir an die Vergangenheit anknüpfen und das fortsetzen, was so kraftvoll begonnen wurde, können wir wieder zu einer guten deutschen Wohnhauskunst gelangen.


Druck von C. Heinrich, Dresden-N.
Empfohlene Zitierweise:
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/88&oldid=- (Version vom 26.11.2024)