Seite:Weiberhass und Weiberverachtung.djvu/63

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

»Da« die Frau amoralisch und alogisch ist, alles Seiende aber ein moralisches und logisches Sein ist, so – ist sie überhaupt nicht. Ganz abgesehen von dem witzigen Resultat: man beachte nur die wirre Verkehrung der einzelnen logischen Glieder! Anstatt zu folgern: alle Logik und Moral muß sich im Sein, im Wesenhaften dokumentieren, heißt es in monströser Verkehrung: In allem Sein ist Moral und Logik. Da die Frau aber nach seiner Aussage keine hat, muß natürlich »herauskommen«, daß sie überhaupt »nicht ist«. Wahrscheinlich ist sie also nur eine Art Spuk, ein Massenaberglauben!

Überraschend wie alle seine Resümierungen sind auch seine letzten. Trotz allem, was er von der Frau ausgesagt hat, verlangt er für sie die »gleichen Rechte« wie für den Mann. Er tritt für ihre Emanzipation ein, nur muß sie vollkommene Entgeschlechtlichung bedeuten!! Auch den letzten Schluß, der sich aus dieser Forderung ergibt, zieht er in Betracht, nämlich den Aussterbe-Etat, auf den logischerweise die Menschheit geraten müßte: Die Ausrottung der menschlichen Gattung scheint ihm aber sogar ein erstrebenswertes Ziel! »Alle Fécondité ist ekelhaft.« Dieser Satz charakterisiert eine das Leben hassende Natur, die notwendigerweise nur Vernichtungstendenzen produzieren kann. Bedarf der Ausdruck dieser Endtendenzen überhaupt einer Antwort, so wäre es die, daß nicht einzusehen ist, warum wir bedacht sein sollten, diesen Planeten zu räumen – für irgend ein zweifelhaftes anderes Geschlecht, das sich dann auf ihm zum Leben entwickeln könnte …

Übrigens weiß auch er die »Rechte«, die er angeblich für die Frau verlangt, »weise« zu beschränken. Von der Gesetzgebung, von der Leitung eines Gemeinwesens sei »vorderhand« die Frau fernzuhalten gleich – »Kindern, Schwachsinnigen und Verbrechern«. Denn – »Recht und Unrecht der Frau kann ganz genau ermittelt werden, ohne daß die Frauen selbst mitbeschließen«.

Empfohlene Zitierweise:
Grete Meisel-Heß: Weiberhaß und Weiberverachtung. Die Wage, Wien 1904, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Weiberhass_und_Weiberverachtung.djvu/63&oldid=- (Version vom 1.8.2018)