Die Berechtigung des Weiberhasses und der Weiberverachtung erkennt man aus den Argumenten, auf denen sie steht und mit denen sie fällt.
Aus jenen Weiningers, die sich offensichtlich als Verkehrung, Verleugnung oder Verblendung gegenüber den Tatsachen darstellen, erhellt am schärfsten, daß sie immer identisch sein müssen und nur identisch sein können mit Vernichtungstendenzen, die das Leben zielsicher ausstößt. Vom Wahne geboren, gleichen sie spukhaften Gespenster-Erscheinungen, die nur für den existieren, dessen fieberndes Hirn sie beschwor, und die trotz der Hartnäckigkeit seiner Halluzination auch nicht um einen Schatten wirklicher werden.
Es gibt eine Tatsächlichkeit, eine harte Wirklichkeit der Dinge (immer in dem relativen Bereich unserer Sinnesorgane natürlich), die von hypothetischen Konklusionen, die mit ihr selbst durch keine wirkliche Beziehung verbunden sind, nicht im geringsten verändert oder gar umgestoßen werden kann. Eine Methode, die sich darin ergeht, in der Luft hängende metaphysische, höchst subjektive Voraussetzungen solange mit einander zu multiplizieren, auf jede Art zu verkreuzen und zu verschlingen, bis ein vorgewolltes Resultat herauskommt, in welches dann das wirkliche Leben hineingepreßt wird, mag es nun mit dem »Luft-Schluß« übereinstimmen oder nicht, enthält nicht die Möglichkeit, beachtenswerte Resultate zutage zu fördern. Das hieße, dem wildesten geistigen Abenteurer- und Don Quixotetum Tür
Grete Meisel-Heß: Weiberhaß und Weiberverachtung. Die Wage, Wien 1904, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Weiberhass_und_Weiberverachtung.djvu/66&oldid=- (Version vom 1.8.2018)