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allein Weise. Man könnte fragen, wie sich diese Aussagen von der Unsichtbarkeit Gottes mit den Gotteserscheinungen vereinbaren lassen. Wir werden zu sagen haben: die sichtbaren Erscheinungen Gottes im alten Testament sind je und je durch Engel vermittelt gewesen, wie uns das im neuen Testament von der wichtigsten, größten Gotteserscheinung am Sinai ausdrücklich bezeugt wird. Apg. 7, 53 „empfangen durch der Engel Geschäfte“; Gal. 3, 19 „es ist gestellet von den Engeln durch die Hand des Mittlers.“ Ja, Gott ist ein Geist, er ist unsichtbar und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Das nur kann die rechte Anbetung Gottes sein, wenn man der steten Gegenwart des ewigen unsichtbaren Gottes gewiß ist im Glauben, wenn man weiß: unser Geist darf sich zu Gott, dem höchsten Geist erheben und zu ihm beten. – Gott ist weiter der ewige Geist. Das liegt wieder im Wesen Gottes selbst begründet, daß er der ist, der keinen Anfang hat und kein Ende. Damit bekennen wir Gott auch als persönlichen Gott. Er ist nicht nur die höchste Kraft des All. Das ist wiederum der Gedanke der modernen Welt, der Pantheismus, der Gott als die Naturkraft ansieht, in der alles sich zusammenfaßt. Aber jeder der meint, daß Gott nicht Wunder tun könne, innerhalb der Welt und ihres Ganges sich nicht wunderbar eingreifend bezeugen könne, der steckt im tiefsten Grunde in pantheistischen Gedanken. Die Schrift kennt nur den persönlichen Gott, der Augen hat zu sehen, Ohren zu hören, einen Arm zu strafen, eine Hand zu helfen. Nicht als ob wir damit die Sichtbarkeit von Gott aussagten, aber sein persönliches Wesen, das sich betätigen kann. Er ist der Gott, der über dieser Welt thront und doch in der Welt allgegenwärtig und wirksam ist.

 III. Wir können nun überhaupt sagen: Gott ist der Urquell alles Lebens, alles Guten, aller Kraft. Gott ist die Vollkommenheit, so könnte man sein Wesen am einfachsten zusammenfassen. Er ist die vollkommene Klarheit in der Erkenntnis, die vollkommene Seligkeit in Seinem Fühlen, die vollkommene Heiligkeit in seinem Wollen. Und dies alles ist so zu denken, daß Gott sich selbst weiß, sich selbst fühlt und sich selbst will. Dies letzte: Er will sich selbst d. h. Er ist der sich selbst setzende, das könnte man schon als einen eigentlichen christlichen Gottesbegriff ansehen. Damit ist die Ewigkeit Gottes, sein persönliches Wesen und Leben aus gesagt. Er weiß sich selbst, fühlt sich selbst, will sich selbst; es ist also das Leben der Vollkommenheit in ihm.

 Unser Gott ist im Himmel. Wenn wir das sagen, so meinen wir damit die unsichtbare Welt, die Ueberweltlichkeit, in welcher Gott thront. Das hat Luther hervorgehoben: „Die Rechte Gottes ist überall.“ Gott ist nicht gebunden an einen Ort. Offenbarung 4 schaut der heilige Seher das Thronen Gottes über dieser Welt.