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zu erregen. Da lernen wir, daß es gilt, stets auf der Hut zu sein und ein offenes Auge zu haben gegenüber jeder Art der Versuchung, besonders gegen die, die gerade uns zum Fall werden kann und vor allem gilt es festzustehen in Gottes Wort. – Noch stand das Weib fest, indem sie Gottes Wort anführt: „Wir essen von allerlei Bäumen im Garten, aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret’s auch nicht an, daß ihr nicht sterbet.“ Nun wagt es die Schlange, Gottes Wort unmittelbar als unwahr hinzustellen und weiß zugleich die Lust zu erregen indem sie die verbotene Frucht hinstellt als etwas hoch Begehrenswertes, was geradezu Gott gleich mache. Und nun erwachte die Lust und das war der entscheidende Augenblick. Die Lust erwachte gleich in dreifacher Gestalt; in der Augenlust: „ein lustiger Baum, lieblich anzusehen“, Fleischeslust: „gut zu essen“ und Hoffart: „weil er klug mache, Gott gleich.“ Nun mußte es sich entscheiden, ob der Glaube an Gott und sein Wort, ob die Liebe zu Gott, der die Menschen seiner Liebesgemeinschaft gewürdigt hatte, ob der Dank gegen Gott obsiegen würde oder die Lust. Das ist es auch, was St. Jakobus uns angibt. Versucht wird man, wenn man von der eigenen Lust gereizet und gelocket wird und dann, wenn die Lust empfangen hat, gebieret sie die Sünde. Wenn mit der bösen Lust der Wille des Menschen sich vermählt, dann kommt die sündige Tat zum Vorschein. So ist es beim ersten Fall der Menschen gewesen, so ist es heute noch, so ist es oft genug in unserem eigenen Leben. Das ist immer die Entscheidung. Die dankbare Liebe zu Gott sollte uns beherrschen und bewahren. Solange dankbare Liebe zu Gott in uns wohnt, finden wir die rechte Stellung zur Kreatur und können mit dem Apostel sagen: „Alle Kreatur Gottes ist gut und nichts verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird,“ und „so ihr esset oder trinket, so tut es alles zu Gottes Ehren.“ Wenn die dankbare Liebe zu Gott in uns wohnt, kann man auch Menschen lieb haben, weil Gott sie uns an die Seite gestellt hat. Wir können Liebe haben zu irdischen Dingen, die als Gottes Gabe anzusehen sind, können Liebe haben zum Vaterland, Verehrung hegen für Menschen, Freundschaft haben mit anderen, wenn nur immer die dankbare Liebe zu Gott das Beherrschende ist. Sündig wird aber alles, sobald die Kreaturenliebe losgelöst wird von Gott. Das ist dann der Fall, wenn wir irgend etwas lieben ohne Gott oder gar wider Gott. Es gibt da verschiedene Stufen der feinen Abgötterei: Die unheilige Liebe zu andern Dingen, die man über Gott stellt, dann das Dahinleben ohne Gott in Welt- und Fleischesdienst, schließlich gar die Feindschaft wider Gott, die absichtliche Wegwendung von ihm. „Niemand kann zwei Herren dienen,“, sagt der Herr ausdrücklich. „Gott ist ein eifriger Gott,“ so bezeugt Gott schon im alten Bunde. Gott will uns