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Aber freilich, so sicher und fest die uns in der Taufe gewordene Gnade ist, sie erfordert eine persönliche Aneignung.

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 Es führt uns dies auf das Verhältnis von Taufe und Glauben. Der Herr hat selbst in den Markus 16 uns bewahrten Worten Taufe und Glauben nebeneinandergestellt: „Wer glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird – ob er auch getauft ist – verdammet werden.“ Der Apostel verlangt von denen, die sein Wort annehmen, daß sie sollen Buße tun und auf den Namen des Herrn Jesu sich taufen lassen. Es liegt darin deutlich die Forderung des Glaubens mit inbegriffen. Das Verhältnis zwischen Taufe und Glaube ist dies. Das Sakrament ist auch ohne Glauben wirksam und kräftig, aber freilich ohne Glauben nützt es uns nichts. Durch diesen Satz wenden wir uns einerseits gegen die römische Überschätzung des Sakramentes; denn nach römischer Lehre ist zum Sakrament ein aneignender Glaube nicht erforderlich, die Sakramente wirken ex opere operato, d. h. vermöge des vollbrachten Werkes. Sie sind Kanäle, durch welche die Gnade eingegossen wird, eine Übertreibung der Sakramente und eine Verkürzung der persönlichen Aneignung durch den Glauben. Andererseits die Reformierten lassen die Sakramente überhaupt nur durch den Glauben wirksam sein, ohne Glauben sind sie nichts, eine Herabminderung der Sakramente, wodurch sie ihre Kraft und Bedeutung verlieren. Das Richtige hat hier unsere Kirche, daß sie den Satz festhält, den ich aussprach: Die Sakramente sind ohne Glauben kräftig, aber ohne Glauben nützen sie uns nichts. So muß denn, was uns in der Taufe geschenkt ist, an uns gewirkt ist, von uns angeeignet und erlebt werden. Wenn in der Taufe der alte Mensch der Kraft nach aufhört und ein neuer der Kraft nach angefangen hat, dann ist es unsere Sache nun in der Kraft der heiligen Taufe den alten Menschen abzulegen und den neuen anzuziehen. So drückt es der Apostel, Epheser 4, deutlich aus: „Leget ab von euch nach dem vorigen Wandel den alten Menschen, der durch Lüste in Irrtum sich verderbet. Erneuert euch aber im Geiste eures Gemüts und ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist.“ Es vollzieht sich dies Ablegen des alten und das Antun des neuen Menschen in Buße und Glauben. Wenn in uns die Buße, wirkliche Erkenntnis der Sünde und wahre Reue über dieselbe gewirkt ist, dann wollen wir doch der Sünde nicht mehr dienen, wir wollen von ihr lassen und wenn wir im Glauben uns Christo zum Eigentum ergeben haben, dann wollen wir doch Ihm angehören, Ihm dienen. So wird durch die Buße der alte Mensch abgelegt und der neue angezogen. Buße und Glauben nennen wir nun zusammen auch die Bekehrung. Das richtige Verhältnis von Wiedergeburt und Bekehrung ist damit angedeutet. Wiedergeburt ist die von Gott gewirkte Gnadentat und es ist falsch, wenn man – wie die Gemeinschaft oder die Methodisten – Wiedergeburt und Bekehrung einander gleichsetzt. Daß das unmöglich ist, ergibt sich von selbst, wenn man bedenkt: