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ein Christ kann sagen: ich bekehre mich, aber nie und nimmer wird er sagen können: ich wiedergebäre mich. Das ist ein Unding. Also ist die Wiedergeburt etwas, was an uns gewirkt wird, dagegen die Bekehrung, die freilich auch von Gott ausgehen muß, „bekehre du mich“ ist etwas, was in uns sich vollzieht, die persönliche Abkehr von der Sünde in aufrichtiger Buße und die Zukehr zu Christo. So wird die in der Taufe grundlegend von Gott gewirkte Neugeburt durch Bekehrung, durch Buße und Glauben, zu wirklichem Bestand in uns kommen, daß die Taufe nicht in unserm Herzen liegt wie ein toter Schatz, von dem man keinen Gebrauch macht, sondern daß sie durch Buße und Glauben in uns zu Kraft und Bestand kommt. Das ist das Verhältnis von Wiedergeburt und Bekehrung.

 Es wird nun noch nachholend zu sagen sein, was wir eigentlich von unserer Taufe zu glauben haben. Nichts als dies, daß wir durch die Taufe in die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes, insbesondere in die Gemeinschaft Christi aufgenommen sind und das teure Kindesrecht beim Vater empfangen haben. Dann haben wir von der Taufe den Segen, dann glauben wir, daß uns das, was Jesus für alle erworben hat, die Vergebung der Sünden, auch uns gehört, dann glauben wir, daß wir frei geworden sind von der Macht der Finsternis, daß der geistliche Tod, die Trennung von Gott aufgehoben ist und wir mit Gott in Gemeinschaft stehen, dann glauben wir, daß uns als Kinder Gottes auch das Erbe des ewigen Lebens gehört.

 So will das in der Taufe uns Geschenkte von uns selbst angeeignet, in uns erlebt sein. Es ist nur ausdrücklich zu betonen, daß die Bekehrung durchaus nicht unbedingt an eine bestimmte Stunde gebunden ist, daß dies Erleben und Erkennen der Taufgnade sehr wohl ein allmählich von Stufe zu Stufe emporsteigendes, von einer Klarheit zur andern gelangendes sein darf. Das wird geradezu als der regelmäßige Werdegang der in der Christenheit Geborenen zu bezeichnen sein, wie wir bei den meisten Männern Gottes im neuen Bund ein solch allmähliches Fortschreiten ihres Lebens sehen. Denken wir an die heiligen Apostel, an Petrus, Johannes, Andreas, Jakobus, wie sind sie ganz allmählich zuerst zu Johannes, von ihm zu Christo geführt worden und bei Ihm von einer Klarheit zur andern gelangt. Es ist möglich, daß die Bekehrung sich in einem einzelnen Moment vollzieht bei solchen, die stark unter die Macht der Sünde geraten waren oder völlig im Unglauben gewandelt hatten und nun durch des Geistes Wirkung sich wenden. Aber es muß nicht so sein. Ein allmähliches Hineinwachsen in die Gnade wird gewiß der regelmäßige Gang der in der Christenheit Geborenen bleiben.

 Das führt uns noch auf den wichtigen Gedanken der täglichen Erneuerung. Die tägliche Erneuerung des Taufbundes, das ist der von Luther so klar hervorgehobene Gedanke: „Daß durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden in uns der alte Adam“, daß wir den alten Adam täglich