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bleiben und zu derselben sich rechnen. Er hat gewollt, daß in Seiner Gemeinde ernste Zucht geübt werden solle, die bis zum Ausschluß von der Gemeinde und auch zu der Behaltung der Sünde fortschreiten darf. So hat es der Apostel auch betrachtet, wie wir aus 1. Kor. 5 sehen, wo der Apostel selber den Ausschluß aus der Gemeinde mit feierlichen Worten gegenüber einem, der öffentlich gesündigt hatte, vollzieht und mit der Mahnung schließt: „Tut von euch selbst hinaus, was da bös ist.“

 Der Name: „Amt der Schlüssel“ geht auf Matthäus 16 zurück, wo der Herr zu Petrus sagt: „Ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben“; denn durch Vergebung der Sünden wird das Himmelreich geöffnet, durch Behaltung bleibt es verschlossen und zugleich erscheint der Sünder als Gefesselter, als Gefangener, den man lösen kann vermöge des Schlüssels und der gebunden, gefesselt bleibt, wenn man diesen Schlüssel nicht anwendet.

 Und was ist nun das Verhältnis des Amtes der Schlüssel zum Predigtamt überhaupt? Das Amt der Schlüssel ist ein Teil des Predigtamtes, nämlich das Recht, das tröstende und strafende Wort auch auf die Einzelnen mit voller Giltigkeit anzuwenden. Wichtig ist, daß der Herr da, wo er das neutestamentliche Amt ordnet: „Wie mich mein Vater sendet, so sende ich euch“, in der Fortsetzung, insbesondere von der Sündenvergebung spricht, um zu zeigen, das ganze Amt des neuen Testaments zielt auf die Vergebung der Sünden ab und das Amt des neuen Testaments schließt in sich die heilige Pflicht der Einzelnen sich anzunehmen, zu trösten, aufzurichten, auch zu warnen und zu strafen.

 Soviel vom Amt der Schlüssel, das der Herr Seiner Kirche gegeben hat. Nun hat der Herr keine Anweisung darüber erteilt, wie dies Amt angewendet oder gebraucht werden soll. Es hat unser Herr und Heiland, man möchte sagen, sich vorsichtig gehütet, Seiner Gemeinde neue Gesetze aufzuladen. Er hat kein Wort gesagt über die Art, wie der Gottesdienst gehalten werden soll, nur die dazu nötigen Gaben hat Er Seiner Kirche in Wort und Sakrament und in dem Predigtamt geschenkt. Er hat kein Wort gesagt über die Feier des Sonntags, etwa über die Wahl des Tages, an dem die Gemeinde sich versammeln soll, weil Er Seiner Gemeinde keine Gesetze aufbürden wollte. So hat Er im Amt der Schlüssel Seiner Gemeinde eine Gabe schenken wollen, aber über die Anwendung nichts gesagt, sondern es der weiteren kirchlichen Entwicklung überlassen.

 Der Gang der Dinge in der Kirche ist der gewesen, daß die älteste Kirche, soweit wir sehen, das Amt der Schlüssel fast nur im Dienst der Kirchenzucht angewendet hat, wenn öffentliche Sünden in der Kirche vorkamen, insbesondere Verleugnung des Christenstandes in den Verfolgungszeiten. Zeigten sie sich bußfertig, so wurden sie, allerdings nach längerer Zeit der Prüfung und Erprobung, durch den Löseschlüssel wieder in die Gemeinde Christi aufgenommen;