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Die Privatbeichte soll gewählt werden, wenn etwa eine einzelne bestimmte Sünde drückt. Es ist mit Recht darauf hingewiesen worden – Luther weist in seiner Anleitung zur Beichte auch darauf hin – daß begangene einzelne Sünden gebeichtet werden sollten. Allerdings kann die Privatbeichte auch gewählt werden, wenn der sündige Zustand des Herzens uns sonderlich belastet. Es sei wiederum darauf hingewiesen, daß sogen. Zustandsbeichten, in denen man nur den allgemeinen sündigen Zustand beklagt, auch ihre Gefahr haben können, weil man da sich gewissermaßen in dieser Selbsterniedrigung gefällt und zu viel den sündigen Zustand beklagt, den wir doch nicht ändern können; denn wir bleiben unter dem schweren Bann, den der Apostel Römer 7 zum Ausdruck bringt: „von dem andern Gesetz in unsern Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in unserm Gemüte und uns gefangen nimmt in der Sünde Gesetz.“ Über diesen Zustand kommt auch der Christ nie hinaus und es handelt sich nur darum, trotzdem, ja eben deshalb sich zum Gnadenthron zu wenden. Es ist die Privatbeichte auch dann noch anzuraten, wenn man einmal mehr persönlich das Wort der Absolution haben möchte und das muß durchaus nicht immer im Zusammenhang mit dem Abendmahlsgang sein. Privatbeichte ist ohne Abendmahlsgang möglich und wird gerne erteilt. In diesem Fall, wenn es einem darum zu tun ist, persönlich die Absolution sich zugesprochen zu haben. kann man auch eine Formelbeichte anwenden; auch hierin soll und darf völlige Freiheit herrschen.

 In der Konkordienformel wird gesagt, daß zu dem besonders wichtigen Licht, welches in dieser Zeit der Reformation der Kirche aufgegangen sei, auch das gehört, daß man weiß, was Gesetz und Evangelium ist und daß man beides am rechten Ort anzuwenden weiß. In der Beichte hat das Gesetz seinen Platz, wenn man sich darnach prüft und fragt, aber man nimmt freilich dann auch seine Zuflucht zum teuern Evangelium. Wir haben vorhin gesagt: Ohne Glauben kann man nicht zu Jesu und ohne Buße nicht zum Glauben kommen und so wollen wir in der Kraft des heiligen Geistes uns den Segen erbitten, daß wir von neuem es erwählen auf Grund rechter Selbsterkenntnis den Weg treulich zu gehen, den Ap. Gesch. 20, 21 der Apostel als den von ihm bezeugten nennt: Buße zu Gott und Glaube an den Herrn JEsum Christum.