Seite:Wilhelm Eichhorn - Einsegnungsunterricht 1912.pdf/52

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Leben muß stets auch nach außen Gestalt gewinnen und es wird durch äußerlich dargebotene Mittel in uns gepflanzt. Beim Sakrament des Altars zeigt sich das deutlich. Unsre Kirche knüpfte an dies Sakrament manch wichtige äußere Ordnung an. Man könnte den Kirchenschmuck nennen, der auf die Feier des Sakramentes und die dafür bestimmte Stätte angelegt ist; die Liturgie, die in der Abendmahlsliturgie ihre höchste Vollendung erreicht. Unsere Kirche hat aber auch die Bedeutung des Sakraments für die äußere Kirchenzugehörigkeit und für die kirchliche Ordnung und Gestaltung wohl erkannt. Wir sagten heute früh schon, daß das Sakrament des Altars die Gemeinschaft mit dem erhöhten Herrn Christus, aber auch die Gemeinschaft mit der Kirche auf Erden ermöglicht und stärkt. So ist die Feier des heiligen Mahles für die Gemeinschaft der Christen wichtig, ja entscheidend, aber freilich damit auch scheidend und trennend, insoweit als es leider verschiedene christliche Kirchen gibt und als dies höchste Mahl der Gemeinschaft nur mit denen begangen werden kann, die mit uns ganz und völlig eines Glaubens sind. So ergibt sich der Grundsatz unserer Kirche: Abendmahlsgemeinschaft ist Kirchengemeinschaft und umgekehrt: die Kirchengemeinschaft betätigt sich in der Abendmahlsgemeinschaft. Es ergibt sich daraus auch die Notwendigkeit der Kirchenzucht. Wenn wirklich alle Glieder der Kirche beim Nehmen des hl. Abendmahls Christi Leib und Blut empfangen, dann hat die Kirche die ernste Aufgabe, soweit möglich solche fern zu halten, die sich das hl. Sakrament doch nur zum Gericht empfangen würden. Aber ferner ergibt sich daraus die Notwendigkeit Abendmahlsgemeinschaft mit Fremdgläubigen abzulehnen. Hierin liegt auch der Grund der entschiedenen Stellung der Lutheraner gegenüber der Union, die eben auf dem Grundsatz gemeinsamer Abendmahlsgemeinschaft zwischen Lutherischen und Reformierten steht, ohne Rücksicht auf die Verschiedenheit der Lehre und des Glaubens. Gerade Löhe, der das hl. Sakrament so hoch gehalten hat und den Wiederaufbau der lutherischen Kirche, der seines Herzens Ideal und der Gedanke seines Lebens gewesen ist, besonders im Anschluß an die im Sakrament des Altars dargebotenen Kräfte wünschte sich vollziehen zu sehen, hat darum auch grundsätzlich ungemischte Abendmahlsgemeinschaft mit Entschiedenheit festgehalten und sie auch seinen Diakonissen ernstlichst anbefohlen. An diese Seite des heiligen Abendmahles, daß es bei seiner tiefsten Innerlichkeit doch auch für die äußere Stellung des Kirchenwesens in Betracht kommt, knüpfen wir an und reden:

Von der kirchlichen Ordnung und der darin geschenkten Klarheit und insbesondere vom Gottesdienst und von der durch denselben gepflegten Andacht.

 Wir reden zuerst nur ganz kurz davon, was die Kirche ist. Die Kirche ist die gegenwärtige Gestalt des Reiches Gottes oder das Reich Gottes in der Zeit, in welcher der zur Rechten Gottes erhöhte Herr, der in der unsichtbaren Welt thront, auf Erden eine Gemeinde durch Seinen Geist sich sammelt. In den