Seite:Wilhelm Eichhorn - Einsegnungsunterricht 1912.pdf/9

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

schließen, sei es durchs Wort oder durch das Sakrament im eigentlichen Sinn. In diesem weiteren Sinn ist die Einsegnung zwar keine sakramentliche, aber doch eine sakramentale Handlung zu nennen. Das heißt: es wird in dieser Handlung etwas wirklicher göttlicher Gabe und Gnade dargeboten. Allerdings hängt der Empfang dieser Gabe und Gnade, weil eben die Einsegnung kein Sakrament ist, völlig davon ab, daß das Herz offen stehe für die göttliche Gnade und sich nicht gegen dieselbe verschließt. Und was in diesen Tagen der Vorbereitung auf die Einsegnung nicht nur hier an dieser Stätte, sondern auch sonst an Ihnen, verehrte Schwestern, geschieht, das soll eben dazu dienen, Ihnen Herz und Sinn für dies alles recht zu öffnen, damit bei der Einsegnung die göttliche Gabe Ihnen zuteil werden könne. In ähnlichem Sinn hat auch der Apostel dem Timotheus 2. Tim. 1, 6 gesagt: „Er solle erwecken die Gabe, die in ihm ist durch Auflegung der Hände.“ Da ist es deutlich gesagt, daß selbst etwas geschehen muß seitens derer, die auf göttliche Gaben rechnen, damit die Gaben, die in ihnen sind und sein können, nun auch wirksam werden. In diesem Sinn soll auch das, was Ihnen durch die Einsegnung zuteil wird an Gnadenwirkung des göttlichen Geistes in Ihnen kräftig verbleiben und Sie sollen sich immer wieder an das zurück erinnern können und immer von neuem das zu erfassen vermögen, was Ihnen geschenkt und dargeboten ist. Nur das sei noch besonders hervorgehoben: Der Diakonissenberuf und der allgemeine Christenberuf liegen nicht etwa auseinander, sondern ineinander. Der allgemeine Christenberuf schließt den Diakonissenberuf mit ein; denn ein Christ will und muß eine Arbeit haben und Ihnen ist sie auf diesem Wege zuteil geworden. Umgekehrt, der Diakonissenberuf läßt sich nur erfüllen, wenn man den allgemeinen Christenberuf zu erfüllen gewillt ist. Sie werden immer wieder zurückgreifen können auf das, was Ihnen die Einsegnung und der auf sie vorbereitende Unterricht bieten wollte und ich möchte in diesem Einsegnungsunterricht zeigen dürfen:


Die Gnaden- und Kraftquellen
für den Christenstand und für den Diakonissenberuf.

 Das ist das Thema der diesmaligen Einsegnungsvorträge.

 Ich spreche von Gnadenquellen und von Kraftquellen. Gnade ist jedesmal und auch hier verstanden als eine von Gott uns dargereichte Gabe irgendwelcher Art. Kraft ist etwas, das durch die Gnade in uns selber gewirkt werden kann und soll. Wir dürfen hier wohl die verschiedenen in der Schrift, zumal von Paulus, öfter gebrauchten Ausdrücke an uns vorübergehen lassen: „Gewalt, Macht, Stärke, Kraft.“ Gewalt ist ein Einfluß, den jemand ausüben kann kraft einer ihm erteilten Befugnis. So spricht man im Rechtsleben von der „elterlichen Gewalt.“ Es ist der Einfluß, zu dem die Eltern kraft des Gesetzes befugt sind. So hat der HErr gesagt, daß Ihm alle Gewalt gegeben sei im Himmel und auf Erden, weil er ausdrücken wollte, daß