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der sich von seinem Leibe losreißt, – und wie einer zur Kirche steht, so steht er zu seinem Gott. So sehr man deshalb auf inneres Christenthum dringen muß, so sehr muß man auch auf Bekenntnis in Wort und That dringen. Ja, so lieb einem das inwendige Wesen sein muß, so ernstlich muß man auch auf äußeres dringen. Denn es ist keines ohne das andere. Daher ist es auch ganz recht, daß man die sichtbare Kirche „heilig“ nennt; denn nicht nur sind alle Heiligen in ihr, wie oft eine Blume auf unwürdigem Boden blüht, sondern im Gegentheil, die sichtbare Kirche ist der Garten alles Guten trotz der Mühe und des Kummers, welche man mit ihrem Unkraut hat. Alle Wurzeln des ewigen Lebens, alle Anfänge himmlischer Zustände, aller Saame ewiger Blumen und Früchte sind in ihr. Gleichwie mit den Leibern die Seelen entstehen, so entsteht immer zugleich Unsichtbares und Sichtbares der Kirche; und wie mit den Leibern die Seelen wachsen und gedeihen, so gedeiht zugleich mit der sichtbaren die unsichtbare Kirche und umgekehrt, – und es besteht zwischen beiden eine von Gott gewollte, ewige Wechselwirkung.

 Es trete deshalb ferne von uns eine jede Trennung dessen, was Gott vereinigt hat. Man überschätze die sichtbare Kirche nicht, wie es heut zu Tage oft geschieht; denn es rächt sich. Man verachte sie aber auch nicht; denn auch das rächt sich. Man verachte noch viel weniger die unsichtbare Kirche, denn das ist unsägliches Unheil. Vor Ueberschätzung der unsichtbaren Kirche braucht man ohnehin nicht zu warnen, denn sie findet sich nicht, wenn man nicht etwa das Geschwätz jener Thoren, die, nur um keiner sichtbaren Kirche angehören zu dürfen, eine unsichtbare, das ist ein geistliches Utopien preisen, auf die ungerechteste Weise eine Überschätzung nennen will. – Es bleibe uns Eine Kirche, – Eine ewig, Eine allzeit, Eine überall, Eine – vereinigt durch Gottes klares Wort, Eine zugleich sichtbare und unsichtbare, – und gesegnet sei ihr Quellort, das Wort, das Himmel und Erde schuf, das auch die Kirche schuf und hält ohne alles Zuthun menschlicher Hilfen und Stützen! Gelobt aber sei der HErr, der Gott der Kirche, immer und ewiglich! Halleluja!