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im Frieden Gottes Herz und der versöhnten Menschen Herzen! Nun braucht kein armer Sünder, dem seine Sünde leid und sein Herz hungrig und durstig ist nach Gottes Vergebung, mehr traurig zu sein, vielmehr sollen alle ihre Häupter aufheben und hinaufschauen zu dem blauen Himmel, dahinein der Hohepriester gegangen ist, von wannen der heilige Geist gekommen ist samt der Predigt, welche von Vergebung der Sünden in allen Landen erschollen ist! Dieser Tag ist die Ursache, an ihm ist’s ausgewirkt, daß der Geist der Predigt von Vergebung der Sünden über die ganze Erde ausgegangen ist. Darum soll dieser Tag heißen ein Tag des Eingangs ins Allerheiligste, ein Tag des Priesteramts, ein Tag des Segens und des Friedens mit Gott, wie soll an ihm sich freuen die Braut mit ihrem Bräutigam, die heilige Kirche mit ihrem ewigen HErrn, denn wahrlich, die Übergabe des ewigen Priestertums ist gewiß ein besonderer Teil der ewigen Herrlichkeit und Freude unsers Heilands, und daß ER dasselbe heute angetreten, gehört sicherlich mit zu der Verherrlichung, welche wir heute feiern.

 3. Aber nicht allein das gehört zu der Verherrlichung Christi, sondern hauptsächlich, daß ER sich heute zu Gottes Rechten setzte. Denn dies ist der Tag, an welchem in Erfüllung ging, was geweissagt ist Ps. 2: „Ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion,“ und Ps. 110: „Setze dich zu Meiner Rechten, bis Ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.“ Am Karfreitag hat Christus mit Tragung der Dornenkrone eine ewige Krone verdient, heute wird sie Ihm von dem himmlischen Vater gereicht, heute ist Sein Krönungstag, der Tag Seiner Thronbesteigung. Heute, ja heute ist Christus König geworden, und nun, warum sollte sich die Christenheit darüber nicht freuen, da man sich doch am Krönungstage eines Erdenkönigs freut? Heute fängt ER an zu herrschen, und es geht von nun an in Erfüllung: Ich will Dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Ende zum Eigentum, zu herrschen von einem Meer bis zum andern. Die Weltkugel ist nun in Seiner Hand, der Himmel wird Sein Stuhl, die Erde Seiner Füße Schemel, das ganze Reich der Himmel neigt sich vor Ihm.