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von der Fibel zum weitläufigen Lesebuche hinauf. Die Fibel ist der kirchliche Tag, eine Erweiterung derselben die kirchliche Woche, und das Lesebuch ist das Kirchenjahr. Die Mutter, die Lehrerin, der Lehrer sagen dem Kinde um 9 Uhr des Morgens: Um diese Zeit wurde unser HErr gekreuzigt. Beim 11 Uhr Läuten: Nun erinnern die Glocken an die Nähe der heißen Mittagsstunde JEsu, da das Licht am Himmel verlosch, und Er von Seinem Vater verlassen wurde. Um 3 Uhr: Nun ruft der HErr: Es ist vollbracht; und stirbt. Um 6 Uhr: Bereits liegt der HErr in Seinem Grabe. Des Morgens um 6 Uhr beim Aufstehen: Nun ist der HErr vom Grabe erstanden. Das alles wird durch Erzälung unterstützt, durch Bilder eingeprägt, durch heilige Gedächtnissprüche und Gebete geweiht, und das Kind hat damit eine herrliche, schöne Fibel der Geschichte JEsu.

 Das erste Lesebüchlein ist die Woche. Am Sonntag heißt es: Heut ist der HErr in Jerusalem eingeritten, heut ist Er auch auferstanden. Am Montag kommt die Erinnerung an den unfruchtbaren Feigenbaum und die übrigen Montagsgeschichten der Leidenswoche des HErrn. Am Dienstag erinnert man an die Niederlegung des Lehramtes JEsu und Seine großen Weissagungen. Am Mittwoch spricht man: Heute ist der erste Bußtag in der Woche, denn heute hat Judas den Vertrag mit den Hohenpriestern geschlossen. Am Donnerstag weist man auf die Einsetzung des heiligen Mahles, den Kampf im Garten, auch auf die Himmelfahrt des HErrn. Das Letztere jedoch erst später, wenn das Kind die Woche ganz als Leidenswoche hat feiern lernen. Am Freitag geht man je länger, je tiefer ein in die Erzälungen vom Tode des HErrn. Die Tageszeiten, die sieben Worte, die verschiedenen auftretenden Personen und Stände geben Eintheilungsgründe und Leitfaden. Am Samstag erzält man vom Grabe JEsu, vom Aufenthalt JEsu im Paradiese. So entfaltet sich dasselbe, was man am Tage wahrgenommen, an der Woche des weiteren.

 Die Woche gibt jedoch auch Anlaß, die Schöpfungsgeschichte vorzutragen. An jedem Tage lehrt man ein Tagewerk; am Freitag geht man in die weitere Darstellung der Schöpfung des Menschen ein; am Samstag kann man die

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/41&oldid=- (Version vom 8.8.2016)