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Wilhelm Löhe: Von dem göttlichen Worte, als dem Lichte, welches zum Frieden führt

Auf diese Weise gibt man den Seelen einen Punkt außerhalb der Welt, von wo aus diese aus den Angeln gehoben, und ihr Leid in eitel Gedanken des Friedens verkehrt wird; so macht man stille, feste Herzen, welche geduldig ausharren im Krieg des Lebens! Wer sich in diesem blinden (aber auch wie lichten!) Vertrauen auf’s Wort übt, der lernt den Kampf des Glaubens verstehen; er schlägt seine Arme nicht blos um das Wort, sondern im Worte um den Herrn selber, der ein Fels heißt, und nimmt so nach und nach des Felsens Natur selber an, der keinem Unfall zu Gefallen von seinen Wurzeln und Grundfesten weicht. Man zeige angefochtenen Seelen überall und in allen Fällen, daß aller Mangel verschwinde, alle Sünde vergeben sey, so wie man sich nur wieder mit unbedingtem Vertrauen zum Worte vom Kreuze wende, ja, daß aller ihr Jammer nur daher komme, sammt allen Sünden, daß man immer wieder von dem reinen, fühllosen Glauben und Vertrauen auf Gottes Verheißungen weiche. Man suche zu solchem Zweck für die verschiedenen Krankheiten des geistlichen Lebens einige wenige, helle, deutliche Sprüche der Schrift, und wende sie betend zum Trost der geängsteten Seelen an in aller Einfalt. Prächtige Reden menschlicher Weisheit, oder Gottes Wahrheit, in menschliche Gewänder eingehüllt, helfen hie nicht: Gottes Worte zu Gottes Meinung, diese, den Herzen vorgesagt und gelehrt, wie man sie üben solle (denn ohne Uebung geht es nicht in rechter Glorie!) thun viel mehr, als aller Welt Beweise.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Von dem göttlichen Worte, als dem Lichte, welches zum Frieden führt. in Commission der J. Ph. Raw’schen Buchhandlung, Nürnberg 1842, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_dem_g%C3%B6ttlichen_Worte.pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)