Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/138

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hin, wir nehmen Deine Gnade als das köstlichste aller Kleinode auf, plauderns nicht aus, so wenig als jener, der in seinem Acker einen Schatz fand, sondern es heißt: Gott man lobt Dich in der Stille.“

 Nun konnte Löhe auch sein Vicariat bei Pfarrer Ebert antreten. Das Vicariat war freilich gering und nahm seine Kräfte in gar zu unbedeutendem Maße in Anspruch, als daß es ihn auf längere Zeit hätte befriedigen können. Doch zunächst war er mit seinen eigenen Worten zu reden froh, daß die Schwalbe, wenn auch kein Nest, so doch ein grünes Zweiglein gefunden habe, wo sie manchmal niedersitzen und ihrem Schöpfer und Erlöser ein armes Liedlein singen konnte.

 Noch liegt das Tagebuch vor, welches er über seine im Dienst des Pfarrers Ebert verrichteten Amtshandlungen führte. Aus demselben wird ersichtlich, was der Kreis der ihm aufgetragenen Geschäfte war. Er hatte in Vertretung des Pfarrers die diesen treffenden sonntäglichen Frühpredigten, ferner die dem zweiten Pfarrer zufallenden Collectenleichen, bei denen er zur Freude der Pfarrkinder und zum Misvergnügen des Pfarrers freie Ansprachen zu halten pflegte. Außerdem war ihm der Confirmandenunterricht einer Convertitin übertragen. Es lag am Tage, daß bei einer so karg zugemessenen amtlichen Thätigkeit Löhe sich nicht befriedigt fühlen konnte. Schon nach einigen Wochen schreibt er seinem Freund Kündinger: „Mit Ebert dauert meine Sache schwerlich lang. Er behandelt mich ins Angesicht freundlich, aber im Uebrigen schlecht, daß ich es schwer lange werde dulden dürfen und nach etlicher und vielleicht seinem eigenen Urtheil länger als genug schon geduldet habe.“ Wie schief und unhaltbar bald sein Verhältnis zu Pfarrer Ebert wurde, geht daraus hervor, daß derselbe mit einer Art von Eifersucht den Krankenbesuchen seines Vicars zusah und bei