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Vetters (ich war auf dem Gymnasium in Nürnberg, 11/2 Stunde von Fürth) und es wurde am andern Tage bestätigt.[1]

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 Meine zweite Schwester Lisette war eine treue Pflegerin


  1. Wir theilen den Brief, den er nach Empfang der Todesnachricht schrieb, hier mit:
     Beste Mutter!
     Freude mehr, als Schmerz war die Empfindung beim Empfang Ihres Briefes, und eine Thräne derselben Empfindung lief über mein schreckenanzeigendes Gesicht, und warum denn sollte ich trauern? Ihr ist wohl, und sie als eine Todte, die in dem Herren starb, ist selig. Ruhe denn auch sanft in der Erde kühlem Sande, ruhe sanft, und ruhe von den Leiden und Mühen Deines so kurzen Lebens. Dein Glaube hier Dein Lohn, dort das Schauen und freudig entzückende Anbetung des Lenkers der Schicksale. Du stehst am Throne, herbeigeführt durch seine heiligen Boten. Er, der Göttliche, hat Deine Fackel niedergetaucht und zündet eine schönere an.
     Loben und preisen Sie ihn, der es that. Zagen und trauern Sie nicht, denn ein Menschenleben, was ist es? wie bald ist’s verronnen. Sie ist vielleicht jetzt in der Umarmung ihres treuen Vaters und ihrer lieben Geschwister; auch wir, ja auch wir werden bald in ihrer Umarmung sein. –
     Ich lächelte, als ich ihn erhielt, den Brief, und „Was Gott thut, das ist wohlgethan!“ die Ursache; denken Sie mit mir auf gleiche Weise.
     Gibt es Ahnungen, ach dann fühlte ich ihre Sterbestunde.
     Nicht kann ich dem Grabe nahen, welches sie, die Verstorbene, umfassen soll, nein, denken will ich, ich stünde dort. Sie werden mir das selbst nicht zumuthen; ich kann nicht! Es wird wohl morgen die Leiche sein, und da werde ich vielleicht heute Abend kommen.
     Nochmal, o zwingen Sie mich nicht mit der Leiche zu gehen.

    Selig sind des Himmels Erben,
    Die Todten, die im Herren sterben
    Zur Auferstehung eingeweiht!
    Nach den letzten Augenblicken
    Des Todesschlummers folgt Entzücken,
    Folgt Wonne der Unsterblichkeit!
    O sie ruht im Frieden
    Los von der Erde Müh
    Hosianna!
    Vor Gottes Thron, zu seinem Sohn,
    Begleitet ihre Tugend sie.

     Wir werden sie Wiedersehen, und Freude, unendliche Freude wird dann sein. Leben Sie wohl, bis ich komme. Ihr Sohn
     Nürnberg, 6. August 1821. Wilhelm.