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 O wie rief ich da aus: „Gottes Wort, Lebensquell, Freudenquell, Trostquell, Kleinod, Weisheit! Sieh, so soll denn die Vernunft narren, wir sind Seine Schafe, hören Seine Stimme!

 Du mußt ja endlich der Welt absterben, weil Dir’s Gott so deutlich in die Feder dictiert! Ich gratuliere! Gott hat Dir das allerbeste Weihnachtsgeschenk gemacht, nicht allein Seinen Sohn, sondern auch Seines Sohnes Kreuz und Leiden. Leiden wir mit, werden wir auch mit herrschen. Sei getrost!




An Frau Dor. Schröder.


Kirchenlamitz, den 17. Januar 1832. 

 Gestern, meine liebe Schwester, habe ich zum ersten Male getauft und zwar im Dorf Kleinschloppen. Der Herr hat sich nicht unbezeugt gelassen: wir haben gespürt, daß Er ein Gott ist, welcher nahe ist. Der Täufling hieß Johannes. – Und morgen muß ich schon früh zwei Stunden weit auf’s Filial Spielberg, um ein uneheliches Kind zu taufen. So hab’ ich doch immer der Freude und Gnade bei weitem mehr als der Trübsal. Und wenn ich so durch die kalte, reine Luft auf die Dörfer wandere, sehen die Berge in ihrem weißen Schmuck so hehr, daß ich gleich an die Berge denke, von denen mir Hilfe kommt. Sind gar schöne, große, freundliche Berge, die unsern Kessel und unser Kirchenlamitz einschließen, und noch größere schauen über sie vor. Es ist doch schön, wenn man in Bergen ist, und dort muß es noch schöner sein, wo die vollendeten Kinder Gottes sich freuen. Aber der Tod und das Grab mit ihren Schauern, die bei mir oft einkehren, möchten gern den Flug dorthin lähmen. Und doch fühle ich, daß ich hier nicht daheim bin und die Freuden dieser Welt nicht für mich