Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/380

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über die gewöhnlichen Spiele der Wirthshäuser, daß ich, nachdem ich zu Ende gelesen, mein Gewissen schlagend fand, denn ich hatte bisher aufs Spiel kein sonderlich Augenmerk gerichtet. Ich fragte nachdenkend über die Sache und nur wie damit ich etwas zu reden hätte, einige anwesende Jünglinge: „ihr spielt doch nicht?“ Eins gab das Andere und ich brachte Folgendes heraus. Es gibt hier vier bis fünf Taubenhändler. Viele Knaben und größere junge Leute kaufen sich da Tauben, um sie brüten zu lassen. Da haben nun die Taubenkrämer die Sache so gewendet, daß sie Karten anschafften, und zur Brutzeit spielen dann Präparanden, Confirmanden, Sonntagsschüler die Menge um Tauben. So lernen sie in der Brutzeit das Karten und können es, um es für’s ganze Jahr zu üben. Hast Du auch je die Taubenkrämer so im Tempel wirthschaften sehen? – Einer von ihnen wohnt noch überdies im Hospital, und so wird diese Hütte alles Elends, die ohnehin nebenher ein Hurenhaus ist, noch übrigens ein Spielhaus! Gute Schule für die Jugend! Hurenhaus, Spielhaus, Bettelhaus, Krankenhaus! Ich bin selbst zu dem Taubenkrämer gegangen, habe sonst Alles erkundet und gestern bei Sr. Hochwürden Klage geführt. Gott helfe, daß für heuer und immer geholfen werde!

 Uebrigens ist mir Gott recht gnädig. Ich hoffe, Segen zurück zu lassen, wenn ich nun gehen muß, und daß ich die Taubenkrämer noch auspeitschen darf und kann, achte ich auch für Gnade! Gehen werd’ ich nun nach und nach müssen. Wenn ich aber nur bis Himmelfahrt bleiben kann, um meine Confirmanden zum Ziel zu bringen.

 Die Predigten über Joh. 13 will ich Mama recht gern geben. Es werden immer aus einer wieder zwei; so daß ich am nächsten Sonntag lieber aufhören will darüber zu predigen....

 Ich bitte Dich nochmals, mir Eure Geburtstage zu schreiben,