Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/10

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wohl zu dem Genußreichsten gehört, was der schriftliche Nachlaß Löhe’s enthält.

 Dies ist das Material, welches uns für dieses Kapitel zu Gebote stand.




 An eine Darstellung von Löhe’s ehelichem Leben wird selbstverständlich der Anspruch gemacht, daß sie auch das Bild derjenigen, welcher er nächst Gott sein irdisch Glück verdankte, zu zeichnen versucht. Es existiert von Helenens äußerer Erscheinung kein Bild, das man nur halbwegs gelungen nennen dürfte. So sind wir auf Schilderungen ihr einst nahestehender Personen angewiesen. Eine bereits betagte Frau, welche Helene Löhe kannte und mit ihr befreundet war, schildert ihr Aeußeres folgendermaßen: „Eine liebliche Erscheinung, ziemlich groß und schlank, fein und elastisch in ihren Bewegungen; ovales Gesicht, schöngewölbte Stirn, von herrlichem schwarzen, lockigem Haar umrankt, das aber immer schlicht zurückgekämmt und in dichten Flechten um den Hinterkopf gelegt war. Die Farbe des Gesichts war frisch und blühend, die Züge edel. Aus den innigen großen braunen Augen sprach Sanftmut und Seelengüte. Ihre Stimme war klangvoll und besonders beim Gesang entzückend schön. Ihr Anzug war immer höchst pünctlich, aber einfach. Die ganze Erscheinung hatte bei aller kindlichen Bescheidenheit und Demut doch auch etwas sehr Bestimmtes – ein Bild edelster weiblicher Anmuth voll Herzensgüte und Freundlichkeit.“

 Der äußere Mensch ist aber nur die Hülle, wenn auch – wo es recht steht – die durchscheinende Hülle des inneren. Die Schönheit des letzteren ist, wie der Apostel sagt, köstlich vor Gott. Helene Löhe besaß nach dem Urtheil aller, die sie kannten, diese Anziehungskraft des innern Menschen in hohem Maße. „Ihr Wesen hatte etwas Gewinnendes, – sagt einer,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)