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dem liturgischen Gebiete. Ein echter Lutheraner ist auch hier nicht der, welcher durch die Leistungen der Vergangenheit alle Arbeit abgeschlossen glaubt und eben damit ohne es zu denken der lutherischen Kirche die Lebensfähigkeit abspricht, indem er ihr Wachstum und Fortschritt zur Vollendung nimmt, sondern der scheint der lutherischen Kirche am treusten zu dienen, welcher in Einem Sinn und Geiste mit den Vätern auf der betretenen Bahn vorwärts geht. In diesem Sinn hat der Herausgeber dieser Liturgie hie und da eine Andeutung zum Fortschritt gegeben, sich aber wol gehütet, der Zeit mehr, als sie tragen, genießen und verdauen kann, zuzumuten.“

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 Im Anschluß an diese Worte Löhe’s sei es uns erlaubt, einige seiner leitenden liturgischen Grundsätze anzuführen. Die lutherische Liturgie galt ihm nicht für etwas Vollendetes. Die Reformatoren, sagte er, seien bei ihren liturgischen Einrichtungen nicht nach theoretischen Grundsätzen verfahren, sondern hätten einfach die römische Liturgie in die gereinigte Kirche mit herüber genommen, nur mit Ausscheidung alles dessen, was unverträglich mit dem protestantischen Princip erschien. Wenn man in neuerer Zeit Ordnung und Freiheit als die Principien der lutherischen Liturgie bezeichnet habe, so seien das einesteils so selbstverständliche, andernteils so pur formale Principien, daß mit deren Aufstellung wenig gedient sei. Die Forderung, durch welche man das Realprincip der Liturgie bezeichnen wollte, daß nämlich dieselbe ein Ausdruck des inwendigen Lebens sein sollte, schien Löhe zu hoch gestellt. In dieser Beziehung waren ihm immer Luther’s bekannte Worte in „der deutschen Messe und Ordnung Gottesdiensts“ von Wichtigkeit. Luther spricht dort bekanntlich – allerdings mehr nur andeutend – von dem Ideal „einer rechten Messe unter eitel Christen“, das ihm vorschwebe; gesteht dann aber, daß er eine solche Gemeine oder

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)