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Theologen und Fürsten über den kleinen Katechismus angeführt und einzelne Perlen der Auslegung hervorgehoben hat, sein eignes Urteil über denselben in folgenden Worten zusammen: „Die Kürze des lutherischen Katechismus ist eine große Tugend. Hat man diese kurzen Worte seiner Seele eingeprägt, so hat man damit eine Quelle lebendigen Wassers gewonnen, die ins ewige Leben springt. Wer Alles verlöre, aber seinen Katechismus nicht – nicht aus dem Gedächtnis, nicht aus dem Herzen, der könnte in einem höheren Sinne jene Worte von sich sprechen, welche der schiffbrüchige weise Heide von sich sagte: ,Ich trage alles das Meinige bei mir, in mir.‘ Auch die Einfalt des kleinen Katechismus ist eine große Tugend. Einfalt der Rede ist hohe Kunst, ja eine andere neue Natur derjenigen Männer, welche durch Weisheit und Verstand hindurch Kinder geworden sind. Kürze und Einfalt ist zweierlei. Es kann etwas sehr kurz, aber desto schwerer und unverständlicher gesagt sein. So ist es bei Luther’s Katechismus nicht. Er ist kurz – und einfältig; ja reich und tief wie das Meer, reich und tief wie der Himmel, voll himmlischer Fülle, voll Geistes und Lebens.

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 „Der kleine lutherische Katechismus kann durchaus mit betendem Herzen gelesen, gesprochen, kurz: gebetet werden. Das kann man von keinem andern Katechismus sagen. Die bestimmteste Lehre, welche jeder Verdrehung widerstrebt, enthält er – und doch ist er nicht polemisch: es weht die reinste Friedensluft durch ihn hin. Die mannhafteste, gewordenste Erkenntnis spricht sich in ihm aus – und doch verträgt er die seligste Beschaulichkeit des Gemüts. Er ist ein Bekenntnis der Kirche und zwar unter allen das bekannteste, allgemeinste, in welchem der Kinder Gottes am meisten mit bewußtem Glauben Zusammentreffen; aber dies allgemeinste Bekenntnis redet doch im lieblichsten Tone des Ich. Innig, herzig, kindlich – und doch so

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)