Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/200

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der leuchtende Stern, Er selbst, der Herzog unserer Seligkeit. Wer die wahre, geistliche Christenfreude besitzt, der verliert auch durch den Todesgedanken den Geschmack für einfache Lebensfreude nicht. Ein Sterbender, der sich auf der rechten Lebenshöhe befände, würde eine blühende Rose mit Freuden schauen können („Ach, dacht’ ich, bist du hier so schön etc.“). Im Lichte des Glaubens ist der ganze Haushalt Gottes im Reich der Natur und der Gnade Ein Zusammenhang, da man von Freude zu Freude geht („die Freude soll vollkommen werden“). Es ist alles, wie Luther sagt, Seines Schweißes und Blutes, Ihm blüht die Blume, Seines Blutes Kraft bringt sie zur Blüte etc. So ist dann alles herrlich und die Lebensfreude wird geistlich etc. etc. O selige Weihnacht im Himmel, wer ihrer mit allen Gottesheiligen theilhaftig wäre!“

 Merkwürdig durch die bei allem Ernst doch vorwaltende Milde erschien dem Schreiber dieses Löhe’s Beurtheilung des Lebenslaufes einer ledigen Frauensperson, die nicht weniger als 8 uneheliche Kinder geboren hatte.

 Die erwähnte Frauensperson lebte bis in ihr 27. Jahr äußerlich ehrbar, von da an aber war ihr Leben eine zusammenhängende Kette von Sünden und Elend. Von den 8 Kindern, welche sie außerehelich gebar, war das jüngste bei ihrem Tode erst 11 Monate alt. Während seiner ganzen Amtsführung – sagte Löhe in dem Lebenslaufe – sei ihm niemand vorgekommen, der es in der Schande so weit gebracht hätte. „Es blieb auch die Frucht dieses schandbaren Lebens nicht aus. Ueberhäufte Schande macht unverschämt – und leider wurde und war das auch die Verstorbene... Ach was war sie für eine arme, arme Sünderin! Aber was war sie auch für eine gestrafte Person! Erst hurte sie aus Lust, dann aus Armut, damit ihr Beihälter ihr die Unterstützung nicht versagte. Je länger sie’s trieb, desto weniger

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/200&oldid=- (Version vom 1.8.2018)